Kammertöns, Christoph / Siegfried Mauser (Hg.)

Lexikon des Klaviers

Baugeschichte/Spielpraxis/ Komponisten und ihre Werke/ Interpreten. Mit einem Geleitwort von Daniel Barenboim

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Laaber, Laaber 2006
erschienen in: üben & musizieren 1/2008 , Seite 58

Das vorliegende Buch bildet in Umfang und Intention eine gewichtige Neuerscheinung mit einer Fülle an Informationen. Es wendet sich sowohl an Laien und Konzertbesucher wie an KlavierpädagogInnen und professionelle InstrumentalistInnen (vor allem dank konzentrierter Literaturangaben). Sowohl der umfassende Anspruch als auch die allgemein verständliche Darstellung sind höchst anerkennenswert. Porträtiert werden die Baugeschichte der Tasteninstrumente, klavierrelevante musikalische Gattungen, Komponisten und berühmte Interpreten.
Auswahl und Umfang der einzelnen Artikel sind freilich immer durch die Persönlichkeit der Herausgeber geprägt, bisweilen erscheinen sie etwas beliebig gewählt: So freute ich mich über einzelne Artikel (z. B. „Klaviertänze“), musste mich aber gelegentlich sehr wundern, etwa über die Aufnahme einiger junger Pianisten, deren Stern nach einem gewonnenen Wettbewerb beim Erscheinen des Buchs vielleicht schon wieder am Verglühen ist. Dagegen sucht man manch berühmte Lehrer, die Dutzende an Preisträgern in den vergangenen 30 bis 40 Jahren betreuten, vergeblich. Dies mag man als Preis der Aktualität in Kauf nehmen und sich mit der altbekannten Weisheit trösten, dass Handbücher am besten immer erst in zweiter Auflage erscheinen…
Zeitgenössischen Komponisten wird verhältnismäßig viel Platz eingeräumt, die entsprechenden Beiträge unterscheiden sich beträchtlich in Stil und Umfang. Nicht immer ist es ganz leicht sich zurechtzufinden: So fehlt das im 18. und 19. Jahrhundert auch in Deutschland beliebte Stichwort „Fortepiano“, das entsprechende deutsche Wort „Hammerflügel“ verweist auf das Stichwort „Klavier“. Historische Aufführungspraxis ist überhaupt etwas stiefmütterlich behandelt, einzelne Artikel freilich bieten höchst erfreuliche Ausnahmen (z. B. „Verzierung“).
Ein paar Querverweise mehr würden das Lesevergnügen sicher erhöhen: Zum Beispiel wird bei der Abbildung des berühmten Wiener Harmoniehammerflügels (im Anhang, S. 789) mit sechs verschieden gestimmten Manualen (zum Temperierungsausgleich) zwar auf den Artikel „Stimmung, Stimmungssysteme“ verwiesen, aber nicht umgekehrt vom Artikel zur aufschlussreichen Abbildung.
Eine kurze Auswahlbibliografie und eine kleiner (Farb-)Bildanhang ergänzen den Band. Auf „kurzlebige“ Medien wie elektronische Speicher (CD/DVD/Internet) wird begreiflicherweise nur am Rande eingegangen: auf Internet-Links in einem eigenen knappen Anhang, auf CDs in der Regel nur, falls das Booklet eine herausragende wissenschaftliche Leistung darstellt (z. B. Artikel „Bruckner“).
Wolfgang Brunner