Schöchli, Agnes

Lola, das kleine Cello / Lola, das kleine Cello und das Abenteuer / Lola, das kleine Cello, und der Blick ins Weite

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Wagner, Gelnhausen 2010/12
erschienen in: üben & musizieren 3/2013 , Seite 58

In drei Bänden – zwei davon ab sechs, einer ab acht Jahren – erzählt Agnes Schöchli von einem Mädchen, das das Cellospielen für sich entdeckt. Es verliebt sich im Schaufenster einer Instrumen­tenwerkstatt in ein Cello, das es „Lola“ tauft, und beginnt, Unterricht zu nehmen. Dabei erfährt es, wie wundervoll und bereichernd es sein kann, Musik zu machen.
Eine Geschichte, die sicher inhaltlich ansprechend ist und auch die von der Autorin gestellten Fragen und angesprochenen Themen behandeln könnte. Denn am Musiklernen kann erzählt werden, dass es wichtig ist, aufeinander zu hören. Es kann deutlich werden, dass Kinder eigene Bedürfnisse, Probleme und Sorgen haben. Und sicher hat jeder Musiker und jede Musikerin die Erfahrung gemacht, dass Musizieren neue Seiten an Menschen hervorbringen kann, dass es Kraft und Selbstvertrauen geben kann. Auf diese Aspekte wird auch im zweiten Band im „Plädoyer für Eltern, Lehrer, Musikpädagogen“ eingegangen, einer praktischen Anleitung dazu, wie das Buch zu lesen ist.
Aber ein Instrument zu lernen, ist auch anstrengend und es gibt frustrierende oder zumindest weniger euphorische Momente. Darauf geht die Autorin, die selbst Musikerin und Pädagogin ist, leider nicht ein. Auch über den Prozess des Übens und die Rolle von Eltern bei der Entscheidung für ein Instrument erfährt man relativ wenig. In der Absicht, das Wundervolle der Musik zu zeigen, wird sie so gleichzeitig mystifiziert. Denn auch wenn es manchmal gerade zu Anfang unerklärlich scheint, wie zum Beispiel die wundervollen Töne aus dem Instrument kommen, ist dort wohl kein Computer eingebaut, wie es die Protagonistin der Geschichte vermutet.
Diese als Charakter kennen zu lernen, gestaltet sich schwierig. Fragmentarisch erfährt die Leserin, dass das Mädchen in der Schule gehänselt wird, sich manchmal unverstanden fühlt und einige Zeit braucht, um sich an die neue Cellolehrerin zu gewöhnen. Zeitweise gleicht der Schreibstil einem inneren Monolog, dann wieder einer objektiven Betrachtung. Keine dieser Sichtweisen aber zeigt dem Mädchen Handlungsalternativen auf, deren einzige Möglichkeit es ist, sich in die Musik zu flüchten. Auch die Begrüßungsrede des Schulleiters zu ihrem ersten Konzert, in der er ausdrückt, wie beschämt ihn das einfache Glück macht, das dieses Kind in der Musik gefunden hat, wird nicht ausdrücklich zur Hilfe zur Selbsthilfe.
Alle drei Bände bauen aufeinander auf, sind aber jeder für sich dramaturgisch nicht immer ganz einfach nachzuvollziehen. So bleibt das sicherlich bemerkenswerte Vorhaben, Kindern durch eine Erzählung über Musik Mut zu geben, über weite Strecken der Trilogie auf der Stufe der ­pädagogischen Romantisierung verhaftet.
Judith Ph. Franke