Stickan, Daniel
Luftmusik
Eine Kantate über die Stimme, die Stille und das Schweben, für Kinder von 7-16 Jahren, Partitur
Eine Kantate für Kinder? Ist das nicht etwas zu anspruchsvoll? Nicht zwangsläufig. Das Werk von Daniel Stickan ist zwar komplex, dennoch bietet es Kindern über verschiedenste Ebenen Zugangsmöglichkeiten. So können sie über den Text in die Welt der Luftmusik eintauchen oder auch über die ungemein kreative Instrumentalbesetzung: neben Klavier und Orgel kommen z. B. ein Kuhhorn, ein Zuspielband mit Vogelstimmen oder eine Glasharfe zum Einsatz.
Stickans Kantate ist adressiert an Kinder im Alter von sieben bis 16 Jahren. Sie beleuchtet das Phänomen Luft, ihre Bedeutung für die Erde und ihren Einfluss auf die Umwelt. Aktueller Bezug ist also garantiert. Dabei sprüht das Werk vor Kreativität, Abwechslungsreichtum und Überraschungsmomenten.
Die der Partitur beigefügten Aufführungshinweise erleichtern den Ausführenden die Arbeit und sind einmal mehr versehen mit kreativen Anregungen, z. B. der Einsatz von flackernden Teelichtern oder das Steigenlassen eines leuchtenden Riesenluftballons.
Luftmusik steht auf dem Grundgerüst einer herkömmlichen Kantate und kombiniert solistische Parts, Chorstücke und gesprochene Passagen. Die Sätze tragen Titel wie „Wartet nur“, „Onomatopoeia“ oder „Nun kommt der Sturm geflogen“ und stammen beispielsweise von Heinrich Heine, Rainer Maria Rilke oder aus der Bibel. Und eben dies ist neben der farbenfrohen Instrumentation ein weiterer besonders schöner Aspekt: Die Kinder kommen mit großen Namen der Literatur in Berührung und setzen sich wie nebenbei mit philosophischem und theologischem Gedankengut auseinander.
Umgesetzt sind die Texte in Melodien in angemessener Lage, durch die Doppelung in der rechten Hand der Klavierbegleitung für die Kinder gut realisierbar. Stellenweise herausfordernd sind die Rhythmen, die ebenso wie die harmonischen Wendungen gute Vorbereitung voraussetzen.
Die Stücke sind außerordentlich gut gemacht und reißen den Zuhörer mit. In „Nun kommt der Sturm geflogen“ beispielsweise baut Stickan durch Windgeräusche, Tonrepetitionen, interessante Melodik und sich sukzessive aufbauenden und wiederholenden Text enorm Spannung auf.
Der auf musikalischer wie auch auf inhaltlicher Ebene gestellte Anspruch der Kantate ist vom Komponisten intendiert. Gleichwohl formuliert der 1980 geborene Daniel Stickan in seinem Vorwort, dass er nicht hoffe, für ein Kinder- und Jugendchorstück zu viel zu wollen. Die Lieder des Werks sollen „Spaß machen, die Fantasie anregen und unmittelbar verständlich sein.“ Dies gelingt: Der lobenswerte und ehrgeizige Anspruch mündet in eine wunderbare Komposition. Die fantastische Umsetzung kreiert ein vielschichtiges Klangerlebnis und stößt gewiss bei Ausführenden und Publikum auf Begeisterung.
Patricia Tafel