Baumann, Tjark

Magnificat

für gemischten Chor (SSAM), Solisten und Klavier, Klavier­partitur, ergänzt und bearb. von Johannes Geßner

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Fidula, Emmelshausen 2024
erschienen in: üben & musizieren 1/2025 , Seite 64

„Mit dem Magnificat von Tjark Baumann ist die Reihe der klassischen und popularen Oratorienliteratur endgültig in der Gegenwart angekommen.“ Ein solcher Satz auf der Rückseite dieser Veröffentlichung überrascht etwas, denn die Zahl von Vertonungen des Lobgesangs der Maria ist auch im zeitgenössischen Kompositionsspektrum ja durchaus nicht gering. Vielleicht liegt es ja an der – im Vorwort erwähnten – „umjubelten“ Uraufführung des Stücks im Jahr 2023, die diesen „Überschwang“ begründet hat.
Aber sei’s drum: Sicherlich ist dieses Werk ein Treffer innerhalb der „Crossover-Literatur“ für Chöre und zeigt auch Kenntnis der praktischen Möglichkeiten der Realisierung, die ja abhängig von Ort, Institution und vielleicht auch chorpädagogischen Implikationen sehr vielfältig sind. Das Magnificat existiert in einer Fassung für Chor und Klavier, Chor und kleine Instrumentalbesetzung sowie für Chor und großes Orchester (arrangiert von Johannes Geßner) – Letzterem ist wohl auch die Anregung zu dieser Komposition zu verdanken.
Das Werk ist im Sinne einer abwechslungsreichen stilistischen Mischung in der Tat eine typische „Crossover-Komposition“ aus klassischen und traditionell liturgischen Elementen (z. B. im „Quia respexit“ kommen Erinnerungen an Pergolesis Stabat Mater auf) und Elementen verschiedener Popmusikrichtungen. Hierbei standen etwa Peter Gabriel, die Swingle Singers, aber auch ein Song der Heavy-Metall Band Metallica Pate. Das Stück wird also sicherlich eine breite Altersschicht von Chorsängerinnen und -sängern ansprechen und kann so manches Weihnachts- oder Vorweihnachtskonzert sowohl festlich bereichern als auch chorpädagogisch integrative Wirkung erzielen.
Umfangreiches Material zu moderaten Preisen sichert auch die operativen Vorbereitungen ab. Das Material für eine Aufführung in großer Besetzung wird als Leihmaterial angeboten. Zusätzlich bietet der Klavierauszug QR-Codes, um sich über entsprechende Webadressen Ausschnitte aus zwei Aufführungen der Orchesterfassung anzuhören, und weitere Codes mit MIDI-Files zur Einstudierungshilfe für die ChoristInnen.
Das Stück wird seine Wirkung sicherlich nicht verfehlen, zumal es an vielen Stellen die Möglichkeit bietet, das Publikum bzw. die Kirchengemeinde einzubinden. Eine ältere Vertonung des Textes als Kontrast könnte bei der Ausgestaltung des Konzerts sinnvoll sein, da die Dauer dieser Vertonung mit 45 Minuten hierzu noch Raum bietet.
Thomas Holland-Moritz