Tschopp, Matthias / Deborah Annema
Mehr Motivation dank der Community
Ein Blended-Learning-Modell an der Musikschule Zug
Als Blended-Learning-Modell kombiniert Matthias Tschopp an der Musikschule Zug Einzelunterricht, Online-Angebote und Gruppen-Musizierstunden im Fach Saxofon, wobei die Community eine zentrale Rolle spielt. Das ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, sich gegenseitig zu motivieren, auszutauschen und voneinander zu lernen, was die Freude am Musizieren und die Lernfortschritte deutlich steigert.
Als er sich überlegte, wie er seinen Unterricht verbessern und seinen Schülerinnen und Schülern mehr Unterstützung beim Lernen bieten könnte, stand Matthias Tschopp vor der Herausforderung, dass die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler vor allem zu Hause beim Üben erfolgt und nicht im Einzelunterricht. Bei der Ausarbeitung seines Blended-Learning-Modells kristallisierten sich zwei wichtige Lösungsansätze heraus: die Steigerung der Motivation durch mehr gemeinsames Musizieren und die Konzeption von Online-Angeboten für das regelmäßige Spielen und Üben daheim.
Im Blended-Learning-Modell haben die Schülerinnen und Schüler nur alle 14 Tage Einzelunterricht. Dazwischen können sie mehrere Gruppen-Musizierstunden besuchen. Zudem haben sie Zugriff auf verschiedene Online-Tools für das Üben zuhause. Dreh- und Angelpunkt ist die Plattform „skool“. Lernmaterial, ein Community-Forum für Fragen und Austausch, Video-Tutorials, Noten, Playbacks sowie ein gemeinsamer Kalender sind hier zu finden. Alles ist für alle zugänglich.
Im Einzelunterricht definiert die Lehrperson die Themen und arbeitet mit dem sogenannten Lernbaum daran. Dieser Lernbaum ist eine Visualisierung des Saxofon-Curriculums und so konzipiert, dass sämtliches Lernmaterial nach Stufen und Themen geordnet zur Verfügung steht. Die Print-Version des Lernbaums dient gleichzeitig als Übersichtsdokument für die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler. Das Sichtbarmachen des Fortschritts im Lernbaum ist ein weiteres Motivationselement.
Eine Lehrperson kann beim täglichen Üben nicht dabei sein, aber im Blended-Learning-Modell ist sie online präsent und bietet täglich Inputs, Antworten und Videos. Die Schülerinnen und Schüler können online bei Practice-Sessions mitmachen, entweder live oder zeitversetzt, und die Community aus allen beteiligten Schülerinnen und Schüler bietet Austauschmöglichkeiten in der Gruppe. Die Community wirkt dadurch als Multiplikator und Motivationsbooster.
Eine besondere Stärke des Modells sind die gemeinsamen Musizierstunden in der Musikschule. Im Gegensatz zu regulären Ensembles, bei denen über Wochen hinweg ein festes Repertoire einstudiert wird, steht in den Musizierstunden das spontane gemeinsame Musizieren im Mittelpunkt. Ausgangspunkt ist häufig ein Stück, das jemand mitbringt. Dieses niederschwellige Angebot steht allen Alters- und Leistungsstufen offen und findet mehrmals pro Woche statt. Es wird einfach musiziert – das Repertoire entwickelt sich dabei aus den Wünschen der Anwesenden.
Die Teilnehmenden entscheiden selbst, wie sie sich einbringen. So können sie mitspielen, eine zweite Stimme erfinden oder einen Rhythmus klopfen. Für jene, die unsicher sind, bieten sogenannte „Ideenkarten“ in drei Schwierigkeitsgraden Inspiration. Die Vorbereitung der Musizierstunden unterscheidet sich somit erheblich von der einer regulären Ensembleprobe. Viele Inhalte müssen selbst entwickelt, getestet und angepasst werden. Ideal sind modulare Bausteine, um auf unterschiedliche Stufen und Bedürfnisse eingehen zu können.
Besonders wertvolle Erfahrungen entstehen durch den Austausch zwischen den Teilnehmenden. Wenn eine 10-Jährige einem 70-Jährigen erklärt, wie ein Ton gegriffen wird, oder eine fortgeschrittene Schülerin einem Anfänger den Rhythmus zeigt, profitieren alle. Solche Momente stärken nicht nur das musikalische Verständnis, sondern auch die Motivation und die Community.
Mit seinem Blended-Learning-Modell hat Matthias Tschopp den Nerv der Zeit getroffen. Fast alle seiner Schülerinnen und Schüler wollten beim Projekt dabei sein. Die Reaktionen und Entwicklungen im ersten Jahr zeigen, dass sowohl die Motivation der Schülerinnen und Schüler als auch die Unterrichtsqualität gesteigert werden konnten.