Wollkopf, Remo

Mein Gitarrenclub

Die neue Gitarrenschule für Kinder ab sechs Jahren – für den Einzel- und Gruppen­unterricht

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Workshop Musik Verlag, Husum 2013
erschienen in: üben & musizieren 6/2013 , Seite 55

Mein Gitarrenclub ist aus der Unterrichtspraxis des Autors entstanden. Sein didaktischer Ansatz ist dem mittlerweile Etablierten entlehnt: Nach Liedern mit der leeren g-, h- und d-Saite, ist das a im 2. Bund der g-Saite der erste gegriffene Ton, gefolgt von c’ und d’. Dann der Wechselschlag, der hier „Fingeranschlag“ genannt wird, mit Einführung weiterer Melodietöne. Es folgen die Basstöne: zuerst die leeren Saiten E und A und dann die gegriffenen F, G, H, c, e und f.
Jede mir bekannte Neuerscheinung schreibt sich auf die Fahnen: „für den Einzel- und Gruppenunterricht“. Dieses selbstverständlich verwendete Etikett, dieses gar nicht so leicht einzulösende Versprechen scheint mir hier erfüllt. Die Begleitungen bleiben (das ist das Besondere) im Schwierigkeitsgrad der Melodiestimme. Sie sind oft sogar einfacher und weisen in der Regel einen eigenen, naturgemäß geringen, aber doch vorhandenen musikalischen Gehalt auf.
Durch die Auswahl der Lieder bleibt die Zielgruppe auf die angesprochenen „Kinder ab sechs Jahren“ beschränkt. Beinahe ausschließlich Kinderreime und -lieder werden verwendet: „Ene, meine, miste“; „Sonne und Regen“; „A, B, C, die Katze lief im Schnee“; „Alle meine Entchen“, „Summ, summ, summ“ etc.
Nach effektiv 19 Seiten ist die Schule beendet. Wollkopf verzichtet auf so gut wie jegliche Methodik. Zum ersten gegriffenen Ton a gibt es die „Info“:  „Wenn vor einer Note eine Zahl steht, so steht diese Zahl für den Finger, mit dem du den Ton greifen sollst. In diesem Fall greife mit dem 2. Finger (Mittelfinger der Greifhand) das a!“
Wie man den Finger setzt, was eine gute Handhaltung ist, Übungen dazu, Bilder, Zeichnungen, Erklärungen: alles nicht vorhanden. Wohlwollend könnte man sagen, der Autor überlässt all diese Aspekte der Erklärung des Lehrers und beschränkt sich auf das ungedingt Notwendige: Da ist die Note, so heißt sie, das ist der Fingersatz.
Aber: Ist das dann eine Gitarrenschule? Kaum. Es fehlt der Wille, den Methodiken der Gitarrenschulen der vergangenen dreißig Jahre eine eigene entgegenzustellen. Oder zumindest einer Methodik zu folgen (die Wollkopf als Gitarrenlehrer zweifelsohne verwendet) und sie anschaulich publizistisch darzustellen. Inhaber des Verlags und Autor sind identisch. Das Angebot an verfügbaren Gitarrenschulen wird mit dieser Publikation nicht bereichert.
Ulrich Hellberg