Thielemann, Kristin
Meine App
„Audanika“ – digitale Brücke zu Harmonielehre und Improvisation
Wie wäre es, sich Musizieren und Harmonielehre mit Exploration, Improvisation und Komposition intuitiv zu erschließen, statt sich zunächst mit den theoretischen Grundlagen zu beschäftigen? Mit der App Audanika, die sich an Schülerinnen und Schüler ohne große musikalische Vorkenntnisse richtet, ist dies sehr niederschwellig möglich. Aber auch Fortgeschrittene sowie an Musikproduktion und Komposition Interessierte werden sehr schnell mit Audanika spannende Klangerlebnisse erzeugen, die sogar an einen Computer geleitet und weiterverarbeitet werden können. Trotzdem ist Audanika natürlich kein Ersatz für einen fundierten Instrumental- oder Musiktheorieunterricht, aber eine wertvolle Ergänzung.
Im Akkordmodus ist es mit Audanika sehr einfach möglich, mit Akkorden eine Melodie zu begleiten. Auf dem Bildschirm erscheint ein Raster, auf dem sich selbst jüngere Kinder schnell zurechtfinden. Die Akkordbegleitung war zunächst auch das erste Feature, welches ich sowohl mit Grundschulklassen als auch im instrumentalen Einzel- und Kleingruppenunterricht getestet habe. Nach dem Auswählen einer Tonart waren Grundlagen der Harmonielehre mit Tonika, Subdominante und Dominante schnell erklärt und verstanden. Die Kinder erlernten intuitiv, passende Begleitakkorde zu ihren eigenen Lieblingsliedern zu finden.
Wenn man vom Akkordmodus in den Einzeltonmodus wechselt, können ganz ohne Notenkenntnisse Melodien gespielt und erfunden werden. Melodietöne finden sich im großen mittleren Feld, am Rand stehen Basstöne, die ergänzend ausgewählt werden können.
Im Audanika-Modus, der reizvollsten Variante, erklingen durch Festhalten eines Feldes einzelne Akkorde, zu denen man mit kurzen Berührungen eines anderen Feldes Melodietöne hinzufügen kann. Am linken Rand gedrückt erklingen wieder einzelne Basstöne. So macht auch fortgeschrittenen Schülerinnen und Schülern das Experimentieren Freude. Auf einfache Art und Weise kann hier das Gespür für Klänge und Melodieverläufe entwickelt und gefördert und einiges an Grundwissen der Harmonielehre demonstriert und ausprobiert werden.
Ebenso kann man mit unterschiedlichen Sounds experimentieren: Zur Verfügung steht die Kombination aus Klavier und Streichinstrumenten, ferner möglich sind E-Piano, Orgel, Streicher und Vibrafon. Ebenfalls kann eine Tonart gewählt werden (Dur und Moll verfügbar). Die eigene Auswahl von Tonart und Instrumentenkombination kann man in der App speichern, um beim nächsten Mal wieder auf seine bevorzugten Einstellungen zurückzugreifen.
Diejenigen, die lieber mit einer detaillierten Vorgabe arbeiten, finden selbst in der kostenfreien Variante eine Auswahl an bekannter Musik, unterteilt in die Rubriken Kinder-, Volks- und Geburtstagslieder. Wer etwas Geistliches sucht, wird bei Chorälen und Weihnachtsliedern fündig. Über In-App-Käufe können weitere „Packages“ an Liedern erworben werden. Vom Schwierigkeitsgrad sprechen wir hier über Lieder wie Bruder Jakob und Fuchs, du hast die Gans gestohlen.
Beim Spielen eines der in die App integrierten Lieder weisen gelbe Punkte auf der Spielfläche den Weg zu den Melodietönen. Sie sind stets in der Reihe verortet, deren Begleitakkord gerade erklingt, und vermitteln so ein Gespür für den Verlauf der Harmonien. Die Länge der Töne können die NutzerInnen an den unterschiedlich groß aufleuchtenden gelben Punkten ablesen: Ein größerer Punkt bedeutet, den Ton länger zu halten, während ein kleiner Punkt kürzere Noten symbolisiert. Auch ist es bei den integrierten Liedern möglich, zusätzlich zu den gelb aufleuchtenden Punkten andere Töne hinzuzuspielen und auf diese Weise ins Improvisieren zu kommen. Das Metrum bestimmen die Spielenden selbst. Das Musizieren mit Audanika ist durch die Einfachheit und Übersichtlichkeit auch für motorisch eingeschränkte Personen oder Menschen mit Behinderung geeignet.
Eine wertvolle Weiterentwicklung bei Audanika ist die Möglichkeit, das verwendete digitale Gerät (z. B. Handy oder iPad) als MIDI-Controller zu verwenden und mit einem Computer zu verbinden. Ein Video auf YouTube hilft bei der schnellen Einrichtung. Diese Funktion dürfte insbesondere für ältere und digital affine Schülerinnen und Schüler ein Gewinn sein, weil sich nun die Klänge der App nutzen lassen, um eigene Songs zu produzieren.
Fazit: Audanika ist eine reizvolle und vor allem kostengünstige Möglichkeit, Elemente der Harmonielehre zu entdecken und sich dem Improvisieren und Komponieren mit digitalen Sounds zu nähern.
https://audanika.com/de
Erhältlich für iOS und Android
Sprache: Deutsch/Englisch
Preis: kostenfrei, In-App-Käufe möglich
Lesen Sie weitere Beiträge in Ausgabe 3/2025.