Thielemann, Kristin

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„Intunator“ – Töne spielen, hören und kontrollieren

Rubrik: musikschule )) DIREKT
erschienen in: üben & musizieren 6/2015 , musikschule )) DIREKT, Seite 12

Intonationskontrolle funktioniert am besten mit einem geschulten Gehör – oder einem Stimmgerät. Noch einen Schritt weiter geht die neue App Intunator. Markus Rombach, Diplom-Musikpädagoge für Solfège und Gehörbildung, Saxofonist und Saxofonlehrer, hat mit seiner eigens für die­se App gegründeten Firma MARO in Zusammenarbeit mit der Entwicklerfirma Remolu­tion Software GmbH ein Programm entwickelt, welches einen gespielten Ton erkennt und über Kopfhörer in korrigierter Höhe fast zeitgleich vorspielt. Wer also beim Spielen einige Cents vom gewünschten Ton abweicht, bekommt von Intunator die korrekt intonierte Note ins Ohr gespielt.
Vor der ersten Benutzung sollten einige Parameter ausgewählt werden. Dazu gehört die Grundstimmung, welche leider nur von 440 bis 444 Hz (temperierte Stimmung) einstellbar ist. Fans Alter Musik werden nun zu Recht seufzen. Um eine einwandfreie Funktion des Intunators zu gewährleisten, ist eine Liste von Blas- und Streichinstrumenten vorgegeben, die im Gegensatz zur Auswahl der Grundstimmung relativ umfangreich ist und aus der auch weniger Gängiges wie Cornet und Althorn in Es, Bassetthorn, Bass-Klarinette, Euphonium, Oboe d’amore oder Kontrafagott ausgewählt werden kann. Die gespielten Töne lassen sich wahlweise mit Kreuz- oder B-Vorzeichen anzeigen und die Umgebungslautstärke ist von sehr leise bis sehr laut wählbar, um den Intunator beispielsweise in Proben oder Aufführungen benutzen oder während des Intona­tionstrainings in der Hosentasche verstauen zu können – was tatsächlich einwandfrei funktioniert hat.
Im Praxistest mit MusikschülerInnen erwies sich die App als sehr hilfreich, vor allem, da man die kompakte Handhabung selbst Smartphone-Neulingen in kurzer Zeit erklären kann. Nach nur wenigen Versuchen bekommt der User ein Gefühl für die Intonationskontrolle mittels der digi­talen Anzeige und des Kontrolltons, der in drei verschiedenen Sounds zur Verfügung steht. Sehr positiv hervorzuheben ist der Support über das Kontaktformular der Website, welcher in meinem Test auch nach 21 Uhr am Wochenende eine Reak­tionszeit von nur einer halben Stunde aufwies. Die Antwort auf meine Frage war keine computergenerierte Standard-Antwort, sondern ein sehr freundlicher, ausführlicher und vor allem nützlicher Text von Markus Rombach selbst.
Schade ist allerdings, dass man sich mit dem Intunator – für 4,99 Euro für iOS, Android und Windows erhältlich – nicht aufnehmen kann und es auch keine Dokumentation der Töne mit Intonationstrübungen gibt. Hier hilft jedoch die Website www.intunator.com mit der Downloadmöglichkeit eines Intonationsprofils weiter (> Anleitung > Tipp), das ganz herkömmlich manuell ausgefüllt werden kann.
Die Website bietet auch einen Ausblick auf weitere, derzeit in Planung befindliche Ergänzungen, die hilfreich und interessant sein dürften. Schließlich geht es beim Musizieren höchst selten vom ersten bis zum letzten Ton um eine Stimmgeräte-Intonation. Als MusikerIn und MusikpädagogIn möchte man seinen SchülerInnen gerne auch Wissen über den Intonationsausgleich innerhalb verschiedener Akkorde, Leittöne, Terzen und vielem mehr vermitteln.
Allerdings müsste eine Intonationssoftware mit ziemlich umfangreichen Daten gefüttert worden sein, um einen solchen Erkennungsmechanismus bieten zu können. Es geht also nach wie vor nichts über die Musiklehrkraft mit guten didaktischen Kniffs und einem geschulten Gehör, die in der Lage ist, SchülerInnen in die Geheimnisse der sauberen Intonation einzuweihen. Der sehr benutzerfreundliche Intunator kann gerade für die Anfangsphase, in der sich Lernende mit Intonation befassen, eine große Hilfe sein. Eine grandiose Idee, auf deren Weiterentwicklung man gespannt sein darf. Unter www.intunator.com findet man ein ausführliches Tutorial von Markus Rombach zur Funktionsweise der App.