Thielemann, Kristin

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„Korg Cortosia“ – GOOD SOUND TUNER

Rubrik: musikschule )) DIREKT
erschienen in: üben & musizieren 3/2015 , musikschule )) DIREKT, Seite 12

Kann ein Stimmgerät guten Sound erkennen? – Ja, es kann! Das verspricht zumindest die neue App der Firma Korg. Korg Cortosia – GOOD SOUND TUNER funktioniert derzeit nur für Trompete, Flöte und Klarinette. Für das Handling der App sollte man zumindest gute Englisch-Grundkenntnisse mitbringen, sonst wird es schwierig, alle Raffinessen dieser Neuheit zu nutzen.
Nach dem Aufrufen der App befindet sich der User in einem Practice Room, der in drei Teile gegliedert ist. Durch einfaches Wischen nach rechts und links lassen sich die beiden anderen Schwerpunktbereiche erreichen.
In der Mitte des Practice Room steht ein Aufnahmegerät, das Klangstabilität, Klarheit des Anstoßes, dynamische Stabilität, Intonationsstabiliät und Klangfülle/Klangqualität misst und diese Parameter bereits während des Spielens anzeigt. Automatisch wird das Gespielte mitgeschnitten und unter dem Menüpunkt Practice Record archiviert. Die Qualität der Aufnahme mit einem iPad ist überraschend gut und so fülle ich den internen Speicher dieser App bereits in der ersten halben Stunde meines Tests mit einem guten Dutzend Aufnahmen des Haydn-Trompetenkonzerts, bei denen ich mit verschiedenen Mundstücken meinen Klang absichtlich verändere, um die App aufs Glatteis zu führen. Doch diese bemerkt selbst feinste Nuancen: 1:0 für den GOOD SOUND TUNER!
Auf der linken Seite des Practice Room befindet sich ein Bereich, in dem sich einzelne Töne der Aufnahme auf Modi wie Lautstärke, Abweichungen von der Intonation oder Stabilität der Klangfarbe hin betrachten lassen. Ich versuche es mit einem Nachdrücken sowie absichtlichem Absinken längerer Töne und werde natürlich sofort entlarvt. Noch ein Punkt für Korg Cortosia!
Ergänzend hat Korg auf der rechten Seite des Practice Room ein bedienungsfreundliches Metronom zur Verfügung gestellt, das über die üblichen Features verfügt. Leider ist es nicht möglich, das Metronom laufen zu lassen und gleichzeitig aufzunehmen. Ansonsten aber kann man sich über einen umfangreichen und vor allem sehr detailgetreuen Überblick vieler Parameter seines Spiels freuen, die selbst ein geschultes Ohr auf einmal kaum wahrnehmen kann, geschweige denn nach dem Spiel zu belegen in der Lage ist.
Das interne Aufnahmegerät mit 500 MB Speicherplatz kann etwa 1200 Dateien aufnehmen und je nach Übeehrgeiz und Speicherwut kann man sich auf diese Weise leicht einen Überblick über einen größeren Zeitraum verschaffen. Dabei hilft zusätzlich der Menüpunkt Practice Record, der alle gespeicherten Aufnahmen miteinander vergleicht und auf einer Zeit-/ Leistungsachse nebeneinander darstellt.
Witzig und in jedem Fall erwähnenswert ist die SNS-Funktion, die auf unkomplizierte Art ein Teilen der eingespielten Files in sozialen Netzwerken wie Twitter, Face­book und Line ermöglicht. Hier wäre für den deutschen Markt die Verbindung zu WhatsApp statt zu Line wünschenswert, da dieser Messenger derzeit noch von deutlich mehr Menschen genutzt wird.
Ein wenig Spielerei und bestenfalls eine Motivationshilfe fürs Üben ist das Ranking, bei dem man sein good-sounds.org-Konto (sofern man denn eines besitzt) mit der App verbinden kann, um sich mit anderen Usern zu messen.
Die App Korg Cortosia hält, was sie verspricht und ist eine erstklassige Ergänzung zu gutem Unterricht und eine Hörschulung der Sonderklasse! Korg Cortosia – GOOD SOUND TUNER ist für iPad und iPhone im App Store für 9,99 Euro erhältlich.
Am Ende meines Tests erkenne ich beim Haydn-Trompetenkonzert, mit dem ich immerhin schon mehrere Probespiele gewinnen konnte, noch Potenzial in Sachen Klangfülle, dafür punkte ich bei Klarheit des Anstoßes. Drei meiner Aufnahmen archiviere ich, der Rest wird gelöscht, via Twitter sende ich noch eine in die Welt hinaus und freue mich über Feedback, während ich mich darüber wundere, wie sehr Apps beginnen, unser Musizieren zu verändern. Wenn das Papa Haydn wüsste!