Herbst, Sebastian / Bianca Düsterhaus
Meine „BaSiMusiG“
Hochschulen als Ort für intergenerationelle und interprofessionelle Fort- und Weiterbildungen
Für den Musikunterricht in Grundschulen fehlt es an Fachpersonal, sodass Lehrende ohne Fachstudium den Musikunterricht übernehmen (müssen). Verständlicherweise fühlen diese sich aber besonders beim Musizieren oft überfordert. Das Programm „BaSiMusiG“ der Universität Paderborn reagiert auf diese Situation und erprobt zugleich Möglichkeiten der Hochschule als Ort für intergenerationelle und interprofessionelle Fort- und Weiterbildungen.
Im Oktober 2019 veröffentlichte der Bundesverband Musikunterricht (BMU) eine Position zur musikalischen Bildung in der Grundschule. Dort heißt es: „Begründet durch die Anwendung des Klassenleiterprinzips ebenso wie durch den eklatanten Mangel an Musiklehrkräften ergibt sich ein hoher Anteil an Musikunterrichtsstunden, die von nicht entsprechend qualifizierten Lehrkräften erteilt werden. […] Die Anzahl der gegenwärtig das Fach Musik Studierenden reicht auch bei Anwendung des Fachlehrerprinzips nicht aus, um in absehbarer Zeit die Lücken zu füllen.“1 Aus der Sicht des Verbands sind daher einstiegs- und berufsbegleitende Angebote in Form von Qualifizierungsbausteinen unter Begleitung von FachberaterInnen zu schaffen, in denen Lehrende entsprechende Kompetenzen erwerben können.
Prinzipiell ist dies für zwei Gruppen denkbar: Lehrende mit abgeschlossenem Lehramtsstudium ohne Fach Musik sowie Personen mit musikbezogenem Hochschulabschluss, jedoch ohne Lehramtsstudium. Für die umfassende Nachqualifizierung der Lehrenden fordert der BMU darüber hinaus, dass diese im Rahmen der Dienstzeit erfolgt2 – also bezahlt. Während einige Kompetenzen für den Musikunterricht der Grundschule formuliert werden, ist jedoch nicht klar, welchen Umfang eine umfassende Nachqualifizierung sinnvollerweise annehmen muss.
Dieser Aufgabe widmet sich das Programm BaSiMusiG (Basiskompetenz Singen & Musizieren in der Grundschule) der Universität Paderborn, das als Modellversuch im Sommersemester 2019 gestartet ist und ein Weiterbildungsprogramm für Studierende des Grundschullehramts ohne Fach Musik sowie für Grundschullehrende ohne Musikstudium unter der Verantwortung der Universität erprobt.
Das Programm
BaSiMusiG richtet sich an angehende Grundschullehrkräfte, die nicht das Fach Musik studieren, sowie an interessierte Lehrende aus der Praxis als berufs- bzw. studienbegleitende Weiterbildungsmöglichkeit. Ziel des Programms ist nicht die nachträgliche Erteilung einer Lehrbefähigung für das Fach Musik. BaSiMusiG versteht sich vielmehr als Unterstützungsangebot für (angehende) Lehrende ohne Musikstudium, da diese das Fach ohnehin, also unabhängig von ihren durch Studium und Referendariat erworbenen Lehrbefähigungen unterrichten (müssen).
In zwei Semestern werden die TeilnehmerInnen im Kompetenzbereich „Singen & Musizieren“ weiterqualifiziert, indem sie grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten vokalen und instrumentalen Musizierens erwerben sowie durch den Auf- und Ausbau musikunterrichtlicher Kompetenzen Hemmungen und Ängste in Bezug auf das Musizieren mit SchülerInnen in heterogenen Klassenensembles abbauen. Die Beschränkung auf das Musizieren ist damit begründet, dass hier von einer für (angehende) Lehrkräfte ohne Musikstudium besonders großen Hürde auszugehen ist, deren Überwindung zwingend einer Unterstützung bedarf. Zudem ermöglicht diese inhaltliche Begrenzung eine intensivere Auseinandersetzung mit diesem, auch im Musiklehrplan für die Grundschule zentralen Kompetenzbereich.
Erfreulicherweise freiwillig, aber leider ohne Deputatsermäßigung kommen über zwei Semester bis zu 25 Studierende und Lehrende am Freitagnachmittag für zwei Stunden in die Universität, um dem selbst verspürten Bedarf nach Weiterbildung im Fach Musik nachzukommen. Darüber hinaus nehmen sie an den obligatorischen samstägigen Workshopterminen zur schulpraktischen Liedbegleitung auf der Gitarre und am Klavier teil. Viele der Teilnehmenden verfügen bereits über gewisse, aber dennoch sehr unterschiedlich ausgeprägte musikalische Vorkenntnisse, die jedoch nicht Voraussetzung für die Aufnahme in das Programm sind.
1 Bundesverband Musikunterricht: Musikalische Bildung in der Grundschule. BMU-Position zur inhaltlichen und personellen Ausgestaltung des Musikunterrichts an der Grundschule. BMU-Positionen 3/2019, S. 2-3, www.bmu-musik.de/ fileadmin/Medien/BV/Positionen/BMU_Positionen_GS_DRUCK.pdf (Stand:15.12.2019).
2 ebd., S. 3-4.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2020.