Dartsch, Michael

Mensch, Musik und Bildung

Grundlagen einer Didaktik der Musikalischen Früherziehung

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2010
erschienen in: üben & musizieren 2/2011 , Seite 59

Michael Dartsch ist etwas ganz Besonderes gelungen: Denn neben seinem breiten musik- wie allgemeinpädagogischen Wissen investiert er seine vielschichtigen praktischen Erfahrungen, aber vor allem sein „Herzblut“.
Der Blick ins Inhaltsverzeichnis mag zunächst erschrecken: „Was hat das mit einer Didaktik der Musikalischen Früherziehung zu tun?“, mag da als Frage in den Raum gestellt werden; „ist das nicht arg weit hergeholt?“ Vielleicht wird deshalb auf dem Klappentext darauf hingewiesen, dass die Ausführungen allgemeiner Art auch als Einführung in die Erziehungswissenschaft gelesen werden können. Haben wir es also mit zwei Büchern in einem zu tun? Ja und nein. Meine Vorgangsweise, mir das Buch zu erschließen, bestand zunächst darin, die einschlägigeren Kapitel vorzuziehen. Ich las das 1. Kapitel „Einleitung“, das Begriff und Praxis der Musikalischen Früherziehung beleuchtet und eine knappe Orientierung zur Allgemeinen Didaktik gibt.
Sodann übersprang ich die rund 150 Seiten des 2. Kapitels und befasste mich gleich mit dem 3. Kapitel, den „Musikdidaktischen Orientierungen“. Hier erwarteten mich konkrete Ausführungen, die zu Grundlagen einer ­Didaktik der MFE in Form einer schlüssigen Übersicht führen. Ich überflog den empirischen Teil (4. Kapitel) und war gespannt auf die „Zusammenfassung der zent­ralen Gedanken und Ergebnisse“ im 5. Kapitel.
Soweit war ich der Annahme gefolgt, dass es sich um zwei Bücher in einem handelt und das 2. Kapitel als „erziehungswissenschaftliche Einführung“ eher zu vernachlässigen sei. Aber die knapp angeführten Begriffe und Gedanken in der Zusammenfassung im 5. Kapitel machten mich neugierig. Ich begann mit dem Lesen des 2. Kapitels und musste schon sehr bald feststellen, dass es sich dabei um das „Herzstück“ des Buchs handelt! Nun erst wird deutlich, wie genial der Autor es verstanden hat, deduktiv aus dem Allgemeinen das Besondere zu entwickeln und damit dem Arbeitsfeld der Musikalischen Früherziehung, also der Arbeit mit kleinen Kindern mit musikalisch vergleichsweise schlichten – besser: elementaren – Inhaltsfeldern, ein Gewicht zu verleihen, das seinesgleichen auf dem Fachbuchmarkt bisher vergeblich gesucht hat.
Diesem Werk gebührt ein zentraler Platz in der Ausbildung von jungen Menschen für die Arbeitsfelder der Elementaren Musikpädagogik (Musik- und Bewegungs-/Tanzpädagogik), aber es wird nicht leicht sein, es dort zu etablieren. Denn leider ist es nicht gelungen, dem großartigen Text das Gewand zu geben, das er verdient hätte! Das Buch liest sich sehr mühsam. Es fehlen Zwischenüberschriften, eine großzügigere Absatzgestaltung, lesefreundliche Einfügungen von Tabellen oder Darbietung mancher Passagen mit Aufzählungspunkten, um nur einige Versäumnisse anzuführen. Das ist schade und sollte unbedingt bei einer Neuauflage geändert werden!
Manuela Widmer