Hülsmann, Julia
Modern Piano Improvisation
15 Easy Pieces for Playing & Improvising, Vol. 1, mit Online-Material
Die Jazzpianistin Julia Hülsmann hatte schon mit ihren fantasievollen Piano Songs, 2013 bei Schott veröffentlicht, positiv auf sich aufmerksam gemacht. Der jetzt erschienene erste Band der Modern Piano Improvisation ist für EinsteigerInnen in die Klavierimprovisation gedacht. Dazu verwendet die Autorin 15 leicht zu spielende, kurze, mit jazztypischen Titeln versehene Stücke, zumeist Eigenkompositionen, die an bestimmten Stellen die Möglichkeit zum freien Spiel eröffnen. Hierfür gibt es neben den genau ausnotierten Begleitmodellen immer eine Auswahl von zur Improvisation geeigneten Tönen, die als melodische Bausteine zur Begleitung passen. Im Anschluss an jedes Stück findet man ein zusätzliches Notenbeispiel einer festgehaltenen Improvisationsmöglichkeit.
Da es Julia Hülsmann um die melodische Improvisation geht, erläutert sie zu Beginn in zwei Kapiteln die Entstehung von Motiven und wie aus solchen kurzen Motiven, durch Veränderung der Tonreihenfolge rhythmische Varianten, Sequenzierungen oder frei gespielte Melodien entstehen können. Vertiefend gibt es Hinweise zum Variieren der Artikulation und der Dynamik sowie melodische Frage- und Antwortspiele. Die meisten Stücke sind schon für AnfängerInnen, etwa ab dem zweiten Unterrichtsjahr, problemlos zu spielen. Größere Griffspannen kommen nicht vor, es gibt allerdings keine Fingersätze.
On the Fly führt in den 5/8-Takt mit einfachen Fünfton-Ostinati in modaler Tonsprache ein. Hier muss die linke Hand gut zu greifende vierstimmige Akkorde im Improvisationsteil beisteuern. In On a Sunny Day hat die linke Hand auch Melodisches zu spielen. Zudem gefällt das Stück mit seinen melodischen Sequenzen. Mit einem schlichten Arrangement gibt es die Gelegenheit, Cole Porters Night and Day kennenzulernen und in der typischen Rhythmik mit Triolen und Synkopen weiter zu improvisieren. Das klangschöne Autumn Thoughts regt ebenfalls zum Spiel mit Melodiesequenzen an. Hier ist allerdings im vierten Takt ein Auflösungszeichen, das keinen Sinn macht.
Beim Spiritual Sometimes I feel like a motherless child gibt es in Takt 13 einen kleinen Druckfehler (d anstatt cis in der rechten Hand) und im Schlusstakt irritiert die Tonfolge b-e zum liegenden h. Möglicherweise fehlen hier zwei Auflösungszeichen. Ansonsten ist die Notenausgabe vorzüglich, mit einem gut lesbaren Notensatz und ansprechender Deckblattgestaltung.
Julia Hülsmanns Konzept wird sicher Kinder sowie jugendliche und erwachsene AnfängerInnen ansprechen. Die einfachen, klanglich sehr ausgewogenen Charakterstücke sind leicht zu lernen und bieten vielfältige Anregungen zum freien Spiel, zur Improvisation und letztendlich auch zum Weiterkomponieren.
Christoph J. Keller