Modern Piano
20th Century, Jazz, Blues, Pop, Crossover, New Age, Meditation Music. 90 inspirierende Original-Klavierstücke, leicht, hg. von Hans-Günter Heumann und Rainer Mohrs
Wer auf eine musikalische Entdeckungsreise mit diversen Kompositionsstilen des 20. Jahrhunderts gehen möchte, wird bei den 90 Stücken dieser Ausgabe sicher einiges Interessante finden. Die Reise beginnt bei Satie und Debussy, geht über Komponisten der klassischen Moderne wie Hindemith, Fortner oder Genzmer bis hin zu Ligeti und Heller. Da es sich um eine Crossover-Edition handelt, sind auch Komponisten aus den Bereichen des Jazz, Blues und der Popmusik vertreten wie Moser, Kember, Schoenmehl und Seiber.
Die meist ein- oder zweiseitigen Stücke sind im Schwierigkeitsgrad der unteren Mittelstufe zuzuordnen und mit guten, unterrichtspraktischen Fingersätzen versehen. Das kompositorische Niveau ist recht unterschiedlich, weil einige der Stücke sich eher stilistischer Klischees bedienen und weniger eine persönliche Handschrift erkennen lassen. Dies betrifft vor allem den Jazz- und Pop-Bereich.
Als gelungene stilübergreifende Beispiele seien von Eduard Pütz sein 5/4-Boogie und die klanglich reizvolle Valsette oder von George Nevada dessen polyfon angelegte Ballade für Zwei und seine charmant klingende Ninette tanzt Musette genannt. Auch von Mike Schoenmehl gibt es Originelles wie seinen ternär zu spielenden Jazz-Walz oder das stimmungsvolle Melancholy Reflections. Seine Soundsheets aus den Piano Studies in Pop regen zur Improvisation an.
Werke in freier Tonalität oder solche, die in Spieltechniken der zeitgenössischen Musik einführen, sind in dieser Ausgabe kaum vorhanden. Hervorzuheben ist hier aber Hermann Regners In der Höhle mit seiner rhythmisch freien Diktion und Barbara Hellers kurze Einführung in das Clusterspiel bei Der erlöste Klang.
Auf der musikalischen Reise durch den umfangreichen Band gibt es einige kleine Schätze zu entdecken: So z. B. Hermann Schroeders Minnelied mit sehr stilvollen, polyfon gestalteten Variationen über das Lied Ich hab die Nacht geträumet. Wilfried Hillers Schmetterlingswalzer ist eine gelungene Homage an Satie und das lebhafte Ade von Harald Weiss spricht durch die wechselnden Takte rhythmisch besonders an.
Die beiden Herausgeber haben selbst einige Stücke beigesteuert: Von Hans-Günter Heumann gibt es unter anderem eine Little modern Suite und eine interessante Hommage an Händels d-Moll-Sarabande; von Rainer Mohrs ein akkordisch aufgebautes Prayer for Peace, ein Ostinato im 5/8-Takt und eine ausdrucksvolle Elegia.
Die Sammlung Modern Piano ist für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geeignet, welche die ersten Unterrichtsjahre hinter sich haben. Der in einem gut lesbaren Notensatz gestaltete Band bietet unterschiedlichste Anregungen und Stile und ist damit sehr zu empfehlen.
Christoph J. Keller