Schäfer, Clemens (Hg.)

Movie Songs

für gemischten Chor (SATB) und Klavier, Chorpartitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2015
erschienen in: üben & musizieren 4/2015 , Seite 58

Wer denkt beim Hören von Oh happy Day nicht an die quirlige Whoopi Goldberg im Nonnenkostüm? Und kann man Shirley Basseys rauchiger Stimme in Goldfinger lauschen, ohne sich an Filmabende mit James Bond zu erinnern? Filme brauchen Musik. Und weil es so viel gute davon gibt, hat Clemens Schäfer einige der bekanntesten Filmsoundtracks in dem neuen Band Movie Songs für gemischten Chor arrangiert.
Die sieben Stücke sind leicht und mittelschwer zu bewältigen  und orientieren sich nah an den originalen Vorlagen. Vielfältig ist die Auswahl, die von Gospel bis Klassik und von überschwänglich bis melancholisch reicht. Abgesehen von Oh happy Day (Sis­ter Act 2), das wie im Original eine einfache Klavierbegleitung bietet, werden alle Lieder a cappella angestimmt. Um trotzdem möglichst dicht an die Originalversionen heranzukommen, imitieren die SängerInnen mithilfe von Silben charakteristische Inst­rumentalpassagen.
So zum Beispiel in der Air von Johann Sebastian Bach. Als reines Orchesterstück angelegt, ahmt diese Art des Singens Trompeten und Co fortlaufend nach: ein ungewöhnliches, aber reizvolles Stück für einen Chor. Offen bleibt allerdings die Frage, mit welchem Film das Lied eigentlich verbunden ist.
Auch Goldfinger bedient sich dieser Art der Imitationen. In dem wohl populärsten Titellied aus der Filmreihe über den Mann mit der „Lizenz zum Töten“ ersetzen die scatartigen Gesangspartien nicht nur sämtliche Blasinstrumente. Sie greifen auch die jazzigen Elemente des Originals auf und tragen zum Groove des Stücks bei.
Eine noch größere Rolle spielt dieser in Pharrell Williams’ Happy, bekannt aus dem Animations­film Ich – einfach unverbesserlich 2. Neben dem mehrstimmigen Chor lebt das Werk gewissermaßen von Fingerschnipsen, Klatschen und rhythmischem Scatgesang. Mindestens eine Stimme sorgt kontinuierlich für die Perkussion. Genau richtig für einen stark auf Rhythmik bauenden Titel wie diesen. Gut gemeint sind die Tipps zum richtigen Atmen an einigen Stellen. Doch können sich fortgeschrittene SängerInnen wirklich etwas unter dem Begriff eines „Glottisschlags“ vorstellen? Hier hätte für Laien verständlicher und mit weniger Fachsprache formuliert werden können.
Wer schon weiter fortgeschritten ist und sich als Sopranistin einer Herausforderung stellen möchte, sollte es mit Roxettes It must have been love (Pretty Woman) probieren. Oder gleich mit Gabriellas Sång: Das musikalische Herzstück des schwedischen Dramas Wie im Himmel fordert einen beachtlichen Stimmumfang von zwei Oktaven. Nebenbei lassen sich gleich Sprachkenntnisse testen. Denn die Liedtexte sind auf deutsch, englisch und im schwedischen Original beigefügt. So lassen sich mit dieser Ausgabe ziemlich originalgetreue Versionen der Lieder vortragen. Auch der Schwierigkeitsgrad ist angemessen, sodass ­einem Konzert mit Filmmusik nichts mehr im Wege steht.
Laurena Frey