Luft, Volker

Musica Mundial

Suite für zwei Flöten

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Zimmermann, Mainz 2018
erschienen in: üben & musizieren 3/2019 , Seite 58

Musica mundial ­– weltweite Musik, ein Titel, der Erwartungen weckt auf eine anregende Reise durch verschiedene Stilrichtungen der populären Musik, bei der es Schönes und Unbekanntes zu entdecken geben kann. Die kleine Suite bietet mit ihren Sätzen Samba, Blues, Cool Jazz, je einem nachempfundenen ­japanischen und arabischen Volkslied, Celtic Waltz, Ländler und Flamenco dann auch eine vielversprechende Mischung. Bei näherer Betrachtung muss man aber leider feststellen, dass die Erwartungen in musikalischer Hinsicht zu wenig erfüllt werden. Die Ideen der einzelnen Sätze sind nicht charakteristisch genug, nicht zwingend in der Erfindung. Die Melodien sind einfach und ohne besonderen Reiz, scheinen nicht nach Ausdruck zu streben. Die Sätze wirken konstruiert, rhythmisch, melodisch und harmonisch nach dem Baukastenprinzip gestaltet.
Leider dürfte auch die Besetzung mit zwei Querflöten keine gute Wahl sein: Die untere Stimme bewegt sich häufig nur in der tiefen Lage zwischen c1 und c2, die obere geht (dazu passend) nur bis d3. Optisch ist ein Nonlegato die vorherrschende Artikulationsart, Legatobögen gibt es gar keine. Dynamik-Angaben dienen einzig zur Differenzierung von Haupt- bzw. Nebenstimme, nicht dem Ausdrucksbedürfnis. Andererseits ist im Zusammenspiel manches gar nicht so einfach zu realisieren, wie etwa die rhythmischen Verhältnisse in Samba, Celtic Waltz und Ländler oder die Oktav-, Quint- und Quartparallelen im japanischen Lied.
Nun hat der Verein „Freunde der Querflöte e.V.“ das Heft zu seiner Jahresgabe 2018 gewählt, mit der den Mitgliedern Zugang zu bisher unveröffentlichtem Notenmaterial ermöglicht werden soll. Und da es explizit das Motto des Vereins ist, die Freude am Umgang mit der Flöte zu fördern, wäre es einen Versuch wert, die Suite als Improvisa­tionsvorlage zu behandeln. Dem Konzept einer Weltmusik würde ein freier Umgang mit dem musikalischen Material sicher nicht widersprechen. In den kleinen Kompositionen ist das auch inhaltlich schon angelegt, denn Form wird durch Wiederholungen von Taktgruppen erzielt.
Zusätzlich könnte man die beiden Flöten mit anderen Instrumenten kombinieren, z. B. zur klanglichen Unterstützung mit Gitarren und diversem Schlagwerk zur rhythmischen Verlebendigung. Auf diese Art ließen sich die in den Titeln angesprochenen Ausdrucksbereiche vermutlich besser und mit mehr Spielfreude und Gestaltungswillen realisieren. Auch für die im Vorwort genannten Aufführungsmöglichkeiten wie Konzert, Kammermusik oder Musikschul-Vorspiel böte das reichere Möglichkeiten für die Umsetzung des doch sehr zeitgemäßen Konzepts einer allgemein verständlichen Welt-Musik – und so könnte vielleicht doch noch eine abwechslungsreiche musikalische Weltreise entstehen, wie sie sich der Autor im Vorwort wünscht.
Ursula Pesek