Gembris, Heiner (Hg.)

Musik im Alter

Soziokulturelle Rahmen­bedingungen und individuelle Möglichkeiten

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Peter Lang, Frankfurt am Main 2008
erschienen in: üben & musizieren 1/2009 , Seite 54

Das überfällige Buch ist das Ergebnis einer Tagung, die im September 2006 in Paderborn zum Thema „Musikkultur, Gesundheit und Beruf: Bildungsperspektiven in alternden Gesellschaften“ stattfand. Die ReferentInnen kamen aus den unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen, von der Soziologie, Psychologie, Medizin bis hin zur Musik- und Wirtschaftswissenschaft. Dieser erste Band dokumentiert zunächst die Beiträge mit dem Schwerpunkt Musik und Musikkultur. Die anderen Bereiche der Tagung werden in einem weiteren Band gesammelt.
Die sechzehn Artikel beginnen fast alle mit statistischen Anmerkungen zum gewandelten Bevölkerungsbild. Man gibt sich allerorten „aufgeschreckt durch die Nachrichten von der drastischen Alterung der Gesellschaft“ (Gembris). Dabei waren die Entwicklungen doch abzusehen: Im Zeitalter der computergestützten Verwaltungen kommen solche Veränderungen nicht über Nacht. Immerhin werden Lösungen zur sinnvollen musikalischen Beschäftigung alter Menschen angeboten, z. B. in Einrichtungen der Altenpflege und in Krankenhäusern. Interessant auch die therapeutischen Ansätze bei Alzheimerpatienten.
Den größten Umfang nehmen die sieben praxisbezogenen Berichte unter der Sammelüberschrift „Musikalische Aktivitäten im Alter“ ein. Untersucht werden die Bereiche Singen, Musizieren und Hören und ihre Auswirkungen auf Kreativität, Wohlbefinden und Befriedigung alter Menschen. Zu definieren ist dabei jeweils das Alter als solches und die Frage, ob es schon vorher musikalische Erfahrungen gab oder nicht. Ein Kapitel, das ein wenig herausfällt aus dieser Sammlung, ist die Untersuchung der altersbezogenen Leistungseinbußen bei BerufsmusikerInnen und wie man damit umgeht. Wenn man liest, dass ein Musiker mit vierzig Jahren seinen Zenit überschritten hat und dass mit fünfzig bereits Erwerbsminderungen aus gesundheitlichen Gründen auftreten, dann stellt sich die Frage nach dem „Alter“ ganz neu. Sehr eindrücklich sind die mehr wissenschaftlichen Aufsätze zu „Gesellschaftlichen, gesundheitlichen und psychologischen Rahmenbedingungen“ sowie zu den „Musikpolitischen Perspektiven“.
Die Liste der AutorInnen ist prominent besetzt. Das Buch ist daher eine sehr kompetente Situationsbeschreibung und Momentaufnahme. Das Thema wird die Gesellschaft in Zukunft noch mehr beschäftigen. Wie gesagt, dieses Buch war überfällig.
Wolfgang Teubner