Koch, Kai / Bernd Reuschenbach (Hg.)

Musik in der Altenhilfe

Gestaltung musikalischer Angebote für ältere Menschen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Kohlhammer, Stuttgart 2024
erschienen in: üben & musizieren 2/2025 , Seite 60

Auf den ersten Blick mag eine Rezension eines Sammelbands zur Musik in der Altenhilfe in einer musikpädagogischen Zeitschrift befremdlich wirken. Doch Kai Koch und Bernd Reuschenbach gelingt mit ihrem Sammelband zweierlei. Sie weisen auf die hohe Bedeutung von Musik für Menschen in der letzten Lebensphase hin, wenn trotz altersbedingter körperlicher oder kognitiver Einschränkungen Musik als niedrigschwelliges Angebot für positive Emotionen bei den Betroffenen sorgen kann. Zudem eröffnen die Autoren Perspektiven für musikpädagogische Fachkräfte, die sich unter den Herausforderungen von Ganztagsschule und alternder Gesellschaft neue Tätigkeitsfelder erschließen müssen.
Das Buch umfasst Beiträge zu drei inhaltlichen Themenkomplexen. Nach einem theoretisch orientierten ersten Teil zum Grundverständnis und zur Organisation von musikalischen Angeboten in der Altenhilfe werden im zweiten Teil die verschiedenen Orte und Perspektiven möglicher Angebote benannt. Im dritten Teil folgt die Vorstellung konkreter praktischer Projekte.
Für musikpädagogische Fachkräfte enthält der Band hilfreiche Informationen zur Organisationsstruktur und zu institutionellen Bedingungen der Altenhilfe sowie der möglichen Ausführungsorte – Aspekte, die meistens nicht zum musikpädagogischen Alltag gehören und somit für Berührungsängste sorgen könnten. Dabei geht es neben pflegewissenschaftlichen Fragen ebenso um finanzielle Aspekte wie um soziologische und musiktherapeutische Perspektiven. Die Erfahrungen aus der Praxis in den vielfältigen vorgestellten Projekten, beispielsweise am privaten Krankenbett, in der stationären Altenhilfe oder in Bildungshäusern, stellen für musikpädagogische Fachkräfte Anregung und Ermutigung dar und bieten gleichzeitig praxiserprobte Handlungsempfehlungen. Auf diese Weise kann die Leserschaft direkt von den Erfahrungen aus den Beispielen profitieren. Die vorgestellten Beispiele decken wiederum ein breites Spektrum musikalischer Angebote ab – von virtuellen Musik-Cafés über intergenerative Rhythmikangebote, Musik für Menschen mit demenziellen Erkrankungen bis hin zu Chorarbeit ist alles dabei.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der vorliegende Sammelband ein anregendes Werk für musikpädagogische Fachkräfte darstellt. Das Buch kann ermutigen, einen praktischen Schritt in das Feld der Musikgeragogik zu wagen. Allen, die sich angesichts veränderter Unterrichtssituationen in Musikschulen nach neuen Perspektiven umsehen, sei die Lektüre ans Herz gelegt. Musikgeragogische Angebote werden häufig nur projektbezogen finanziert. Für die Beantragung von Geldern zur Finanzierung solcher Projekte liefert der Band hilfreiche Argumente. Somit können auch bereits in der Musikgeragogik tätige Personen von der Lektüre des Sammelbands profitieren.
Rebecca Voss