Oberhaus, Lars
Musik in der Kita – inklusiv und kooperativ
Evaluation von Tandemarbeit im Bereich frühkindlicher musikalischer Bildung
Es ist immer wünschenswert, wenn die Forschung sich an Themenstellungen wagt, die die musikalische Bildung und Entwicklung von Kindern in den Blick nimmt. Fundierte empirische Ergebnisse sind auf diesem Gebiet Mangelware, was auch der Autor Lars Oberhaus beklagt. Er hat einen langen Atem bewiesen bei zwei Forschungsprojekten, deren Vorbereitung, Durchführung und Auswertung sich über sieben Jahre erstreckten. Es geht aber nicht um die Kinder selbst, sondern um die Personen in ihrem Umfeld, die ihnen mit vereinten Kräften den Spielraum für musikalische Betätigung vielfältiger Art bieten.
Da leider die Ausbildung von ErzieherInnen in Deutschland im Bereich Musik das Schlusslicht bildet, braucht es zielführende Kooperationen mit MusikerInnen und Elementar-MusikpädagogInnen. Wie kann so eine „transprofessionelle“ Kooperation als Tandemarbeit im Bereich frühkindlicher Bildung funktionieren? Wie müssen Weiterbildungen konzipiert, wie Arbeitsbedingungen in Kindertagesstätten angepasst werden? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen Oberhaus und seine MitarbeiterInnen im Rahmen der Forschungsprojekte nach, wobei das erste Projekt als eine Art Pilotstudie für das zweite bezeichnet wird.
Das erste Projekt widmet sich der „Vielfalt in der frühkindlichen musikalischen Bildung“. Nach Begriffsklärungen und Definitionen folgen Ausführungen über den Stand der Forschung zur Inklusion in Kindergarten und Musikpädagogik, über die Konzeption des Forschungsprojekts, seine Evaluation und schließlich die Diskussion der Ergebnisse. Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Herausforderungen von Inklusion, die Gestaltung eines spezifischen Musikprogramms, die Qualität des dafür durchgeführten Fortbildungskonzepts und die damit verbundene Zufriedenheit der Teilnehmenden – auch mit der Tandemarbeit.
Das zweite Projekt „Musikalisch-kulturelle Bildung in der Kita“ hat die Untersuchung einer transprofessionellen Zusammenarbeit zwischen Kunst- und Kulturschaffenden und ErzieherInnen in Kitas zum Ziel, das wie folgt formuliert wird: „Teamfähigkeit in künstlerisch-kulturellen Bereichen zu fördern, um unterschiedliche Umgangsweisen und Erfahrungen in der Rezeption und Produktion von Kunst und Kultur zum Ausdruck zu bringen“. Akribisch erfolgt die Darstellung der Auswertungsergebnisse, die allerdings Spezialkenntnisse aus dem Gesamtbereich der empirischen quantitativen Sozialforschung (Statistik) voraussetzen.
Die Abschnitte über die Diskussion der beiden Projekte sind sehr aufschlussreich und können ErzieherInnen sowie MusikpädagogInnen und Kunst- und Kulturschaffenden in der Praxis, vor allem aber in der Ausbildung gemeinsam mit ihren Lehrenden ganz sicher eine Basis bieten für neue Denkansätze zu Inhalten, Vermittlungsformen und Kooperationsmodellen.
Manuela Widmer