Wickel, Hans Hermann

Musik in der Sozialen Arbeit

Eine Einführung

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: utb/Waxmann, Münster 2018
erschienen in: üben & musizieren 2/2019 , Seite 54

Nach 20 Jahren legt Hans Hermann Wickel eine überarbeitete und den aktuellen Entwicklungen angepasste Neuauflage dieses 1998 erschienenen Grundlagenwerks vor – freilich mit einer kleinen, aber entscheidenden Änderung im Titel: Aus Musikpädagogik in der sozialen Arbeit wurde Musik in der Sozialen Arbeit. Das illustriert eine in der Disziplin in den vergangenen Jah­ren notwendige und vollzogene Schärfung und schafft die Herausforderung, über die unterschiedlichen Musikbegriffe das hier zu bearbeitende Feld zu rahmen. Diese Aufgabe ist zweifellos herkulisch, weil die Thematik einerseits mit vielen musikpädagogischen, musiktherapeutischen und musiksoziologischen Handlungsfeldern mit ihren jeweils gesättigten Diskursen in Berührung steht und andererseits zugleich ihre eigenen Spezifika und Anliegen hat.
Daher ist es z. B. sehr hilfreich, die Lesenden noch einmal ganz zu Beginn daran zu erinnern, was die eigenen Zielorientierungen Sozialer Arbeit sind und sich erst im zweiten Kapitel den zahlreichen Schnittfeldern zuzuwenden. Unter den dort genannten neun „Bezugsdisziplinen- und institutionen“, jeweils mit einem knappen Text versehen, tauchen diese dann auch auf, und die leichte Modifikation des Buch­titels wird anschaulich. Allerdings bleibt beim skizzenhaften Charakter dieser Ausführungen vereinzelt die Präzision auf der Strecke wie z. B. unter der Überschrift „Musikpädagogik“, wo eine strukturierte Darlegung formalen und nicht-formalen Musiklernens und -lehrens zu mehr Klarheit geführt hätte. So steht ein historischer Exkurs im Vordergrund, der verzichtbar ist. Auch zum Verhältnis von Community Music zu Sozialer Arbeit hätte man sich eine Deutung gewünscht.
Im dritten Kapitel gelingt dagegen ein knapper, zielgruppenangemessener Überblick, und auch das nachfolgende Kapitel ist als prinzipiell gelungen zu bezeichnen. Denn die dort genannten „Beispiele für Arbeitsfelder und Zielgruppen“ öffnen zumindest das Panorama dieses Themas in sehr bildhafter Weise. Dass hin und wieder, wie auch im anschließenden Kapitel zu Methodenbeispielen, der Duktus in eine Aufzählung von beendeten und stattgefundenen Projekten gerät, verschiebt die Zielausrichtung des Buchs manchmal eher in die Dokumentations- als in die Lehrbuchecke.
Und damit bin ich bei der Frage, warum der Autor den Lehrbuchcharakter, wie ihn andere Publikationen z. B. über Aufgabenstellungen oder mit Hinweisen auf vertiefende Literatur unternehmen, nicht stärker modelliert hat. Mit dem nachvollziehbaren Anspruch, in der wenigen zur Verfügung stehenden Zeit im Studium mit seinem Buch Hilfestellung zu bieten, bleibt der Autor hinter Denkbarem leider zurück. So ist das Buch für Studierende ein mögliches Nachschlagewerk mit stark komprimierten Informationen, die zusätzlich zur sukzes­siven Textlektüre auch über ein Sachregister erschlossen werden können.
Bernd Clausen