Dartsch, Michael

Musik lernen – Musik unterrichten

Eine Einführung in die ­Musikpädagogik

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2014
erschienen in: üben & musizieren 5/2014 , Seite 51

Dieses Buch versteht sich „ebenso als Einführung in die Musikpädagogik wie auch als Grundriss der Allgemeinen Inst­rumentaldidaktik“. Es will „Anstoß zur Reflexion“, „Hilfe zur Prüfungsvorbereitung“ und ein „Beitrag zur Fachdiskussion“ sein und richtet sich sowohl an Studierende als auch an praktisch Tätige. Musikpädagogik samt ihren Inhalten, Methoden und Unterrichtsformen in einem Zug darzulegen, ist ein sehr komplexes Unterfangen. Michael Dartsch gelingt es aber, Wege durch den Blätterwald zur Musikpädagogik aufzuzeigen. Er hat umsichtig Theorien, Definitionen und Aussagen herausgearbeitet und miteinander verknüpft.
Vier große Hauptkapitel sind den Themen „Einflussfaktoren“, „Bedeutung“, „Inhalte“ und „Methoden“ gewidmet. Kürzer wird auch auf „Zielgruppen“ und „Un­terrichtsformen“ sowie auf „Ins­titutionen“, die Musiklernen anbieten, eingegangen. Die Themenbereiche werden unterschiedlich erarbeitet: Einmal leiten wissenschaft­liche Definitionen die Gedanken (z. B. von Intelligenz und Lernen), ein andermal dominieren eher direkte Verbindungen zum Alltag (teilweise in „Inhalte“). Stehen im Unterkapitel „Interpretieren“ viele Fakten in Bezug auf Musikepochen, so enthält jenes zum „Musik erfinden“ viele Vorschläge für den Unterricht. Während die „Anthropologische Bedeutung“ rein intellektuell aufgeblättert wird, werden zur „Motivation“ Erklärungen und Hinweise zu Verhalten von Kindern und Lehrkräften zusammengestellt.
Bei den „Methoden“ hilft eine ordnende Strukturierung und gleichzeitig weist ein ausführlicher Exkurs auf diesbezügliche Forschungsverfahren sowie deren Ergebnisse, Möglichkeiten und Grenzen hin. Die „Unterrichtsformen“ werden mit vielen Anregungen zu Aufgabenstellungen im Instrumentalunterricht bereichert. Wie viel Platz in einer „Einführung in die Musikpädagogik“ für praxisnahe Details wirklich einzuräumen ist, bleibt zu fragen.
Der Verzicht auf Fußnoten und Einzelheiten zu den Literaturverweisen (Liste im Internet) macht das Buch gut leserlich, verhindert aber die Entwicklung eines Bewusstseins für die eher überschaubaren historischen Zusammenhänge innerhalb der Musikpädagogik. An wenigen Stellen wird eine musikgeschichtliche Zuordnung vorgenommen (z. B. Solmisation). Ohne Nennung von Lebensdaten werden Erkenntnisse wissenschaftlicher Größen einbezogen, dazu aber nur Sekundärliteratur aus viel späteren Jahren benannt. Begründungen für die (manchmal recht subjektiv erscheinende) Auswahl von Denkmodellen oder Autoren fehlen leider und würden Interessierten die Literatursuche für weitere Beschäftigung mit der Thematik erleichtern. Dabei könnte auch ein Sachwortregister helfen.
Trotzdem: Der Veröffentlichung sind viele aufmerksame und aufgeschlossene Leserinnen und Leser zu wünschen.
Brigitte Steinmann