Tischler, Björn

Musik spielend erleben

Grundlagen und Praxismaterialien für Schule und Therapie, mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2013
erschienen in: üben & musizieren 4/2013 , Seite 54

Björn Tischler versteht Musik als identitätsstiftendes Kulturgut. Dass Musik aber noch mehr leistet, macht schon der sprachlich geschickt gewählte Titel seines Buchs deutlich: Es geht um Musik, deren Gegenstände spielend erfahren und erarbeitet werden sollen, um dabei deren Wirkungen zu erleben. Für Tischler ist Musik daher Prinzip ganzheitlich-integrativen Erlebens, Gegenstand fachorientierten Lernens und Mittel der Entwicklungsförderung („Drei-Säulen-Modell“).
Zwei Großkapitel bieten zur Umsetzung dieses Konzepts einerseits theoretische Grundlagen, andererseits praktische Anregungen, wobei der zweite Teil ­etwa drei Viertel des Buchs ausmacht. Beiden Teilen gemeinsam ist die Aufteilung der Kapitel nach jeweils einer der „Säulen“ und ihren immanenten Strukturen, wodurch Querverbindungen leicht herzustellen sind.
Ein einleitender Abschnitt beschreibt zunächst Tischlers grundlegende Erlebnisorientierung als elementar-ganzheit­lichen Ansatz, der sich je nach gewähltem Schwerpunkt jeweils mehr mit pädagogischen, sonderpädagogischen oder therapeutisch orientierten Ziel- und Anwendungsbereichen verbindet. So kann über das Machen und Erleben von Musik fachbezogenes Lernen ebenso angeleitet werden wie subjektbezogene Entwicklungsförderung, wozu die im weiteren Verlauf ausgeführten Überlegungen das notwendige theoretische Rüstzeug bereitstellen.
Mit diesem Ansatz erweist sich das Buch als im besten Sinn inklusiv. Nach dem Prinzip des Crossfadings (ein Mehr des Einen bedingt ein Weniger des Anderen) beschreibt Tischler, wie in seinem Drei-Säulen-Modell durch die Wahl des Aspekts quasi nahtlose Übergänge zwischen pädagogischen und therapeutisch-fördernden Maßnahmen hergestellt werden können. Dies ist möglich durch die Verwendung ähnlicher musikpädagogischer Methoden bei unterschiedlich stark ausgeprägtem Einbezug subjektiver Erlebnisweisen.
Die nachfolgenden methodischen Hinweise zum Umgang mit den Praxisbeispielen konkretisieren den Ansatz und zeigen Möglichkeiten sowie – je nach Grad der Heterogenität der jeweiligen Lern­gruppe – auch Notwendigkeiten der Differenzierung auf.
Der Praxisteil des Buchs bietet eine nahezu unerschöpfliche Fülle von Spielen, Liedern und Sätzen, Tänzen und Gestaltungsideen, die alle denkbaren Umgangsweisen mit Musik berücksichtigen, alle Sinne ansprechen und häufig fächerübergreifend angelegt sind. Fast immer gibt es zusätzliche Hinweise zu Varianten und Verweise zu ähnlichen Übun­gen. Eine CD mit 59 passgenauen Hörbeispielen liegt bei.
Die auf langjähriger Erfahrung basierende Differenziertheit dieses Angebots macht das Buch unentbehrlich für alle im Elementar- und Primarbereich Unterrichtenden. Alle reden von Inklusion, Björn Tischlers Buch hingegen zeigt Möglichkeiten, sie fachgerecht umzusetzen.
Walter Lindenbaum