Barth, Dorothee (Hg.)

Musik – Sprache – Identität

Musikunterricht mit geflüchteten Jugend­lichen, mit Hörbeispielen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Helbling, Innsbruck 2018
erschienen in: üben & musizieren 3/2019 , Seite 23

Musik kann Brücken bauen: sowohl Brücken zwischen Menschen und Kulturen als auch Brücken hin zu Sprache, zu Bewegung und zu musikalisch-kulturellen Identitäten. In einer zunehmend bunten Gesellschaft werden die integrativen und persönlichkeitsbildenden Aspekte von Musik auf vielen Ebenen spürbar und vermehrt genutzt. Vielfältige aktuelle Erkenntnisse und Erfahrungen aus der musikpädagogischen Forschung und Praxis mit geflüchteten Jugendlichen wurden im April 2017 auf einem Fachtag am Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Universität Osnabrück erörtert und anschließend zu diesem Sammelwerk gebündelt. 18 Beiträge von 24 Autorinnen und Autoren beleuchten zahlreiche Aspekte interkultureller Musikpädagogik und musikgestützter Sprachvermittlung. Die Sortierung des Bandes orientiert sich dabei an möglichen Zielgruppen von Musikwissenschaftlern über Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen oder in Sprachlernklassen bis hin zu motivierten Ehrenamtlichen in der Arbeit mit Geflüchteten.
Es finden sich vier Hauptteile zu unterschiedlichen Arbeitsfeldern: Im ersten Teil bieten vier Forschungsbeiträge einen Überblick über relevantes Basiswissen und aktuelle Ansätze aus der Wissenschaft. Der zweite Teil beinhaltet sechs Impulse aus schulischer und ­außerschulischer Praxis in Form von Best Practice Beispielen und theoretischen Konzepten. Für Musiklehrende an allgemeinbildenden Schulen bietet der dritte Teil vier Beiträge praxiserprobter Materialien für einen Musikunterricht mit heterogenen Lerngruppen unterschiedlicher Sprachniveaus. Der letzte Teil richtet sich mit vier Beiträgen primär an Sprachlehrkräfte ohne besondere musikalische Vorbildung, die ihren Unterricht mit musikalischen Methoden ergänzen möchten.
Jeder dieser vier Teile ist in sich geschlossen lesbar und durch knappe und übersichtliche Einleitungen der Herausgeberin schnell zu überblicken. Querverweise zwischen den Kapiteln finden sich selten. Die einzelnen Beiträge sind aufgrund ihrer unterschiedlichen Themen nicht einheitlich aufgebaut, wodurch ein flüssiges Lesen über Kapitelgrenzen hinweg etwas gebremst wird. Der Versuch, mit einheitlichen Symbolen auf ähnliche inhaltliche Dimensionen und besondere Praxisnähe bestimmter Textteile hinzuweisen, funktioniert nur vereinzelt. Dies fällt jedoch wenig ins Gewicht, da alle Beiträge trotz ihrer Verschiedenheit für sich genommen methodisch und inhaltlich nachvollziehbar strukturiert und qualitativ ansprechend sind. Die Impulse, Konzepte und Materialien sind durchgehend stimmig dargestellt und bieten teilweise direkt umsetzbare Unterrichtsinhalte in Form von Noten, Spielideen und Klangbeispielen via Internet und Verlags-App.
In einem so neuen Arbeitsfeld scheint der gewählte Ansatz des gemeinschaftlichen Denkens und Austauschs über Professionsgrenzen hinweg sehr stimmig. Auch wenn für viele LeserInnen vermutlich nur bestimmte Beiträge vordergründig relevant erscheinen, ermöglicht diese Zusammenstellung lohnenswerte Blicke in benachbarte Fachgebiete.
Severin Krieger