Gruhn, Wilfried / Peter Röbke (Hg.)

Musiklernen

Bedingungen – Handlungsfelder – Positionen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Helbling, Innsbruck 2018
erschienen in: üben & musizieren 2/2019 , Seite 53

Vorliegender Band begreift sich als „Grundlage zur Reflexion und Diskussion über das Lernen von Musik“ und umfasst sechs große Kapitel. Im ersten thematisieren Wilfried Gruhn, Wolfgang Lessing und Martina Krause-Benz nacheinander aus ihrer Sicht die sich immer weiter verästelnden „Dimensionen eines musikbezogenen Lernbegriffs“. Daneben wen­det sich Eckart Altenmüller der „Hirnphysiologie musikalischen Lernens“ zu; als Quintessenz ist „wichtig zu behalten, dass Musikhören ein aktiver, konstruierender Prozess ist, […] der die per­sönliche Hörbiographie widerspiegelt“ und für MusikpädagogInnen somit richtungsweisend sein sollte.
Im zweiten Kapitel befasst sich Wolfgang Rüdiger zunächst mit dem Thema „Körperlichkeit als Grunddimension des Musiklernens“ und beschreibt etwa die Eltern bald vertraute Bedeutung bzw. Bedeutungsvielfalt von Säuglingsschreien. Ivo Ignaz Berg wendet sich der Erscheinung zu, dass Musizieren bei den Ausführenden gern mit gleichsam sprechenden Gesten verbunden wird, und fragt nach deren Wirkung auf das Publikum.
Im dritten Teil stellen Natalia Ardila-Mantilla, Thomas Busch und Michael Göllner drei „theoretische Perspektiven zum Musiklernen als sozialem Prozess“ vor und wenden sich vertiefend den entsprechenden Einsichten von Pierre Bourdieu zu, etwa seinen Gedanken von „Musiklernen im Kampfplatz des sozialen Raumes“. Wolfgang Lessing und Christine Stöger thematisieren das Gewicht, das „implizite Wissensbestände der musikalischen (Praktiken)“ aufweisen und unterstreichen deren wechselseitige Durchdringung.
Mit „Musiklernen in der Lebensspanne“ ist der vierte Teil überschrieben: Anne Steinbach widmet sich hier speziellen Lebensabschnitten, so der frühen Kindheit, während sich Theo Hartogh dem „Musikalischen Lernen im dritten und vierten Lebensalter“ zuwendet. Interessant ist die hier aufgeschlagene „Biographische Lernreise in der Musik“, welche der Autor bei einem anonym bleibenden, älteren Paar begleitet und die seitens des Paares erstaunlich unterschiedliche musikalische Erfahrungen zutage fördert.
Im fünften Teil wenden sich Anne Steinbach, Hendrikje Mautner-Obst und Alexandra Kertz-Welzel Formen des „Verborgenen Lernens“ in der Musik zu; dabei geht es weniger um Lernen in einem angestammt „musikalischen“ Raum, sondern um solche fast musikfernen Lernstätten, die gleichwohl genau dieses Lernen auszulösen vermögen. Den vorliegenden Band beschließt Maria Spychiger mit einer prägnanten Schau von „Thema, Methoden und Perspektiven musikpädagogischer Lernforschung“.
Albrecht Goebel