Pfeffer, Martin / Christian Rolle / Jürgen Vogt (Hg.)

Musikpädagogik auf dem Wege zur Vermittlungswissenschaft?

Sitzungsbericht 2007 der Wissenschaftlichen Sozietät Musikpädagogik

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: LIT, Hamburg 2008
erschienen in: üben & musizieren 3/2009 , Seite 57

Die Musikvermittlung hat sich in der musikpädagogischen Theorie und Praxis fest etabliert. Bereits das Thema des Symposions der WSMP impliziert interessante Vorträge, die in diesem Band abgedruckt sind. Die Beiträge hinterfragen die Musikvermittlung insbesondere nach ihrem theoretischen Gehalt, ihren Konzepten und konkreten Umsetzungsformen, reflektieren das soziale Umfeld und stellen somit einen wichtigen Baustein systematischer Grundlagenforschung innerhalb dieser jungen Disziplin dar.
Jürgen Vogt stellt in seinem Beitrag „Musikpädagogik auf dem Wege zur Vermittlungswissenschaft oder auf dem Holzweg?“ eine vorläufige Systematik für den Gebrauch des Begriffs „Musikvermittlung“ auf und geht auf Chancen und insbesondere Gefahren der Begrifflichkeit ein. In seinem Artikel „Nun also Vermittlung!“ begründet Matthias Flämig den Vorzug einer Ausdifferenzierung mit Mitteln der Luhmann’schen Systemtheorie gegenüber der Sprachtheorie von Ernst Tugendhat, indem er beide im Hinblick auf den Begriff „Musikvermittlung“ miteinander konfrontiert.
Wenn es um Musikvermittlung geht, muss die Musikhochschule Detmold, der auf diesem Gebiet unbedingt eine Vorreiterrolle zufällt, besondere Berücksichtigung finden. Markus Brenk gibt in seinem Porträt dieser Hochschule einige „didaktische und professions-theoretische Anmerkungen“. In seinen Ausführungen zum Master-Studiengang „Musikvermittlung/Konzertpädagogik“ mahnt er neben einer theoretischen Fundierung eine „professionsgesteuerte“ Forschung als unerlässlich an, will man Handlungskompetenzen zu methodischen Regelanwendungen entwickeln. Da die Diskussion über Musikvermittlung keinesfalls ein spezifisch deutsches Phänomen darstellt, erweist sich die nähere Betrachtung des internationalen Konzepts der „Community Music“ von Alexandra Kertz-Welzel in ihrem Beitrag „Magical Words? Community Music und Musikvermittlung“ als interessant, zumal es zu diesem Phänomen nur wenige Veröffentlichungen gibt.
Die Darlegungen von Hermann J. Kaiser „zur Ethik des symbolischen Austauschs“ nehmen bei den allgemeinen sozialtheoretischen Grundlagen musikbezogenen Handelns ihren Ausgang. Ulrike Kranefeld beleuchtet die Thematik, indem sie aktuelle Erkenntnisse „Zur Standortbestimmung einer Interpretativen Unterrichtsforschung in der Musikpädagogik im Spannungsfeld von erziehungswissenschaftlicher und fachdidaktischer Forschungsperspektive“ aufzeigt. Wie alle vorangegangenen Beiträge sind auch die Ausführungen von Karl-Josef Pazzini zur „inszenierten Bildungskrise“ lesenswert.
In einem Nachruf würdigt Jürgen Vogt den am 2. Mai 2008 verstorbenen Mitherausgeber Martin Pfeffer, dessen Andenken das vorliegende Buch, dem ich eine breite Leserschaft wünsche, gewidmet ist.
Ulrike Schwanse