Schäafer-Lösch, Ralph

Musikschule im Wandel

Chancen und Herausforderungen für die deutsche Musikschullandschaft im Spiegel des normativen Managements

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: tectum, Marburg 2016
erschienen in: üben & musizieren 3/2017 , Seite 49

Ralph Schäfer-Lösch hat nicht nur Musik, sondern auch Betriebswirtschaftslehre studierte. Sein Buch handelt von den Folgen einer sich schnell verändernden Umwelt und den damit verbundenen Chancen für eine Neuausrichtung der Musikschulen. Im Rahmen eines Streifzugs durch die Positionierung der Musikschule in der Gesellschaft werden viele Aspekte beleuchtet. Beispielsweise der eines gewandelten unternehmerischen Verständnisses, wo neben Gewinnstreben auch „Nebenwirkungen“ berücksichtigt würden, die der gesamten Gesellschaft nützten.
Zentrales Thema ist das Modell des „integrierten Managements“. Im Fokus steht dabei ein „ganzheitlicher Bezugsrahmen“: ein „Leerstellengerüst“, in das die vielfältigen Inhalte einer Musikschule integriert werden können. Der Rahmen reicht von einer Management-Philosophie, in der Visionen geprägt und Ziele gesetzt werden, über die Dimensionen des normativen,  strategischen bis zum operativen Management. Auf die Musikschule bezogen könnte man auf der normativen Ebene Leittexte (z. B. zur Sicherung der Unterrichtsqualität) formulieren, auf der strategischen Ebene planen, wie man diese realisieren möchte, und im operativen Bereich all das am Leitbild orientiert um­setzen. Das Besondere: Alle MitarbeiterInnen sind stets in die Vorgänge der übergeordneten Dimensionen eingebunden, was dem zunehmenden Bedürfnis nach Partizipation entspricht.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen geht Schäfer-Lösch u. a. auf die Bildungskooperationen zwischen Musik- und allgemein bildenden Schulen ein, verweist auf die Gefahr eines Identitätsverlusts, übersieht jedoch, dass dies, wenn die Musikschule ihr Angebot ergänzend zum Grundschulauftrag gestaltet, ver­mieden werden kann. Bestätigt werden kann die Feststellung, Musikschulen litten unter einer gewissen „Anpassungsträgheit“, in der „keine rechte Aufbruchsstimmung für Reformen aufkommen will“.
In diesen Zusammenhang passen die gegen Ende formulierten Kernaussagen. „Das Handeln nach althergebrachten Leitbildern ist nicht mehr zeitgemäß“, schreibt der Autor u. a. und schlägt vor, mit „Blick auf den normativen Horizont“ das Modell des „Bezugsrahmens“ wie ein Musikinstrument zu erlernen. Dem ist zuzustimmen, denn ein Instrument mit Übung zum Erklingen zu bringen, verlangen wir auch von unseren Schülerinnen und Schülern.
Die Ausführungen sind insgesamt methodisch durchdacht, durch Grafiken anschaulich ergänzt und umfassen das gesamte Spekt­rum eines modernen Veränderungsmanagements. Schwie­rig ist der etwas sperrige betriebswirtschaftliche Jargon und dass es dem Leser überlassen bleibt, die wertvollen Denkansätze mit treffenden Beispielen auf die Handlungsebene zu übertragen. Nichtsdestotrotz: Wer innova­tionsfreudig ist, kann viele anregende Impulse finden.
Dieter Fahrner