Holzwarth, Karin / Dorothee von Moreau / Jonas Dietrich / Hans Bäßler (Hg.)
Musiktherapeutische Impulse für die Musikpädagogik
Erweiterte Perspektiven
„Jubiläen können zu Glücksfällen werden, sie provozieren fast immer ein Nach-Denken und manchmal oder vielleicht oft Voraus-Denken“, schreibt Hans Bäßler anlässlich des 50-jährigen Bestehens einer deutschlandweit einmaligen Initiative: einer Kooperation zwischen Musiktherapie und Musikpädagogik im Rahmen von Studien an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Der Glücksfall liegt hier in der Veröffentlichung eines Sammelbandes, der das Potenzial hat, in der deutschsprachigen Bildungslandschaft Spuren zu hinterlassen und bestenfalls (wenn der politische Wille vorhanden ist) Änderungen von Aus- und Weiterbildungsgängen herbeizuführen.
Einer Hochschulschrift angemessen präsentiert sich vor allem der erste Abschnitt („Grundsätzliches“) mit fünf Beiträgen, die für die theoretische Fundierung sorgen; es wird über eine neue Lernkultur an Schulen nachgedacht (Cornelia von Ilsemann et al.), über die Interdisziplinarität im Themenfeld von Mensch und Musik (Michael Dartsch) sowie über produktive Differenzen eben dieser Interdisziplinarität (Susanne Naumann). Karin Holzwarth befasst sich mit Fragen rund um die Rollenklarheit in pädagogischen Settings und Ina Henning beschließt den Abschnitt mit ihrem Beitrag zu didaktischen Entwicklungslinien von sonderpädagogischem zu inklusivem Musikunterricht.
Der zweite Abschnitt („Rückblicke und Entwicklungslinien“) lässt die Gründungsväter (-mütter gab es wohl vor 50 Jahren noch keine) des Vertiefungsmoduls Musiktherapie in den pädagogischen Studiengängen in einem transkribierten Gespräch zu Wort kommen und sich noch einmal erinnern, welche Widerstände überwunden und welche Hilfestellungen man erfahren hatte, um das Projekt auf den Weg zu bringen, aber es auch im Laufe der Jahre weiterentwickeln zu können. Berührend und hochinteressant ist der Beitrag von Dietmut Niedecken – doch noch eine „Mutter“ des Moduls –, die über ihre 31-jährige Lehrtätigkeit am Institut für Musiktherapie berichtet und dabei die Forschungsarbeiten ihrer Studierenden vorstellt. Abgeschlossen wird der Abschnitt mit der Vorstellung des Fächerkanons des Vertiefungsmoduls Musiktherapie durch die Lehrenden sowie kurzen Statements von Studierenden zu ihren Unterrichtserfahrungen.
Im letzten Abschnitt („Einsichten und Ausblicke“) kommen AbsolventInnen des Zusatzstudiums bzw. des Vertiefungsmoduls zu Wort, schildern ihr Wirken in den unterschiedlichsten Settings und reflektieren ihre praktischen Erfahrungen in musikpädagogischen Arbeitsfeldern vor dem Hintergrund ihrer Zusatzqualifikation im musiktherapeutischen Bereich. Möge dieser Band vielen Studierenden, Lehrenden und Leitenden von Musikhochschulen und -universitäten in die Hände fallen.
Manuela Widmer