Völkel, Nele

Mut lohnt sich

Kommentar

Rubrik: musikschule )) DIREKT
erschienen in: üben & musizieren 3/2015 , musikschule )) DIREKT

Seit Jahren stellen Musikschullehrkräfte der Musikschule Dortmund, die im Rahmen des Projekts JeKi befristete Stunden in ihrem Dienstvertrag haben, Anträge auf eine Entfristung dieser Stunden. Die Anträge wurden vom Personalamt mit der Feststellung beantwortet, Entfristungen seien „zurzeit nicht vorgesehen“. Gerne könne man sich aber erneut an das Personalamt wenden, wenn solche Entfristungen irgendwann einmal anstünden. Für jemanden, der seinen Lebensunterhalt gänzlich an dieser Musikschule verdient, neben dem Instrumentalunterricht Schüler auf „Jugend musiziert“-Niveau (Bundeswettbewerb) bringt, JeKi-Unterricht mit bis zu sieben SchülerInnen pro Gruppe erteilt, ein Ensemble Kunterbunt leitet, organisatorische Tätigkeiten an mehr als einer Grundschule übernimmt und dabei ständig ein offenes Ohr für neue Unterrichtsformen hat, ist so eine Antwort, gelinde gesagt, nicht das, was man sich erhofft hat.

Erhofft hatten wir Lehrkräfte uns einen Dialog. Als ich bei der Güteverhandlung den Aushang sah: „Völkel gegen Stadt Dortmund“, war ich auf der einen Seite etwas stolz. Ich fühlte mich ein bisschen wie David gegen Goliath. Auf der anderen Seite stimmte aber das „gegen“ nicht. Ich habe nicht gegen die Stadt geklagt, sondern dafür, für lange Zeit bei dieser Stadt zu arbeiten, weil ich meine Arbeit gerne mache und die Sicherheit haben wollte, sie noch lange machen zu dürfen. Ich denke, so ging es vielen von uns, die sich schlussendlich gezwungen sahen, über ver.di Klage einzureichen.

„Wir“, das waren 15 Musikschullehrerinnen mit befristeten Stunden an der Städtischen Musikschule Dortmund. Ich habe mit einigen gesprochen, die unsicher waren, sich anzuschließen. Aus Angst, hinterher gar nichts mehr zu haben, nicht mal eine befristete Stelle. Das ist ein Lebensgefühl, wie man es niemandem wünscht! Überhaupt eine dieser seltenen, vom Aussterben bedrohten TVöD-Stellen mal für ein Jahr besessen zu haben, ist für viele MusikpädagogInnen schon etwas Besonderes. Das aufs Spiel zu setzen, erfordert Mut. Aber ein Leben mit Familie, mit Kindern und mit einer Miete, die regelmäßig gezahlt werden muss, kann man mit ständigen Jahresbefristungen nicht verwirklichen.

Die Stadt hat nun letztlich einer Entfristung zugestimmt, weil sie weitere Klagen erwartet und für eine befristete Weiterbeschäftigung keine juristischen Chancen gesehen hat. Das Ergebnis: 55 angestellte Musikschullehrkräfte bekommen ihre Stunden entfristet! Der Mut zu klagen hat sich gelohnt.