Johow, Joachim
My Blue Violin
18 swingende und jazzige Stücke für Violine und Klavier, mit CD
Pädagogisch motivierte Musik, aber auch solche für Dilettanten und Laien orientiert sich an spieltechnischen Fragen, die meist systematisch erschlossen werden; sie führen, pointiert ausgedrückt, eher zur Musik hin, als dass sie selbst schon Musik repräsentieren – und oft genug verlieren Studierende oder Laien darüber die Lust und die Freude am Musikmachen, sobald sie einsehen, dass gewisse spieltechnische Vorgänge nun einmal (ein-)geübt werden müssen.
Mit seiner Sammlung von 18 wunderbar konzisen, leichten (die Geige wird über die 3. Lage nicht hinausgeführt) und musikalisch sehr eingängigen Stücken für Violine und Klavier gelingt es Joachim Johow (geb. 1952 in Berlin), die Freude am Musizieren zu wecken. Spontan möchte man sogar auch dann zum Instrument greifen und mit dem Spielen beginnen, wenn man es längst schon zur Seite gelegt hat und glaubt, das Spielen lieber anderen überlassen zu sollen. „Musik machen ist besser als Musik hören“, erkannte kein Geringerer als Bertolt Brecht – und Johow liefert die richtige Musik zu dieser Einsicht auch für Anfänger: Er stimuliert geradezu unwiderstehlich mit dieser Sammlung, der man eine weite Verbreitung wünscht!
Johow konzentriert sich weniger auf ein technisches Problem als vielmehr auf die Verwandlung einfacher musikalischer Vorgänge in wirkliche Musik – sei es ein synkopierter Rhythmus, die Intonation übermäßiger Intervalle, der Wechsel von Dur nach Moll, das Unisono-Spiel von Geige und Klavier: beschwingt, abwechslungsreich, animierend und mit unaufdringlich einfachen Mitteln.
Seine reichen Erfahrungen mit Schulorchestern und sein Unterricht an Berliner Oberschulen vermittelten ihm offensichtlich ein untrügliches musikalisches Gespür für das Sinnvolle und Angemessene. Johow gibt den 18 Stücken anregende, leicht verständliche, zumeist englische Titel, die gut zu dieser „swinging“ Musik passen und den Musizierenden ihren Charakter verdeutlichen: „Dark Clouds“, „My Cat and Me“, „Softly Swinging“ etc. Dynamische Angaben fehlen völlig und auch der Rhythmus ist konventionell notiert, obwohl – wie die beigefügte CD mit einer Einspielung aller Stücke verdeutlicht – er elastisch-biegsam mit der typisch leichten Dehnung von Notenwerten zu spielen ist. Zugleich ist auch der begleitende Klavierpart allein (mit Stimmton) eingespielt, sodass dem Selbstspielen nichts im Wege steht.
Der Druck der Noten ist, wie immer bei Schott, vorbildlich (lediglich in der Klavierstimme fehlt im 17. Stück, Takt 30 die pizz.-Vorschrift im Violinpart); angegeben sind auch die Harmonien in Kurzschrift sowohl in der Klavier- als auch Violinstimme, die zu leichten eigenen Ausschmückungen anregen könnten. Die Aufnahmen der Stücke auf der CD sind erfreulich unprätentiös gehalten und animieren zum Nachspielen.
Giselher Schubert