Jeffery, Sarah

My favourite melodies

14 selected pieces, medieval to modern, intermediate, for descant (soprano) or tenor recorder and piano, mit Online-Material

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2023
erschienen in: üben & musizieren 6/2023 , Seite 61

Blockflöte zum Wohlfühlen: Das könnte als Überschrift über diesem Band stehen, in dem die englische Blockflötistin und YouTuberin Sarah Jeffery 14 Stücke für ihr Instrument mit Begleitung versammelt hat, die sie als ihre Lieblingsmelodien bezeichnet.
Das beginnt mit einer Estampie aus dem 14. Jahrhundert, führt über irische und neuseeländische Folksongs, van Eyck, Dowland oder Purcell bis hin zu Blavet, Händel oder Clara Schumann; auch ZeitgenossInnen wie Barbara Heller oder Victor Alcantára fehlen nicht. Unter den Stücken sind Schlager des Repertoires ebenso wie unbekannte Melodien, fröhliche ebenso wie traurige, prächtige und zarte, aber alle haben sie eines gemeinsam: Sie gehen leicht ins Ohr, sind hervorragend vorspiel-tauglich.
Nicht alle Stücke sind Originalwerke für Blockflöte: Die meisten sind von der Autorin für ihr Instrument arrangiert, die Klavierparts von Anne Melzer. Aber alle lassen sich auf einer C-Blockflöte spielen. Der Ambitus unterscheidet sich dabei naturgemäß je nach Stück und Epoche, für AnfängerInnen ist dieser Band nicht geeignet. Doch wer einmal anderthalb oder zwei Oktaven Töne aus seinem Instrument herausbekommt, wird hier in jedem Falle fündig werden — im Zweifelsfall in langsamerem Tempo beginnend. Zwar finden sich hier durchaus auch hochvirtuose Stücke, aber auch solche mit gemäßigtem Tempo, kleinerem Ambitus und geringeren Anforderungen hinsichtlich Vorzeichen und rhythmischer Finesse.
Auch die Arrangements für das Tasteninstrument (van Eyck oder Dowland möchte man vielleicht auf dem Cembalo begleiten; dazu regt Jeffery auch ausdrücklich an) sind unterschiedlich im Schwierigkeitsgrad, doch sollten sie von einer Instrumentallehrkraft großteils vom Blatt gespielt werden können. Einige der Stücke sind auch mit Harmonien für Harfen- oder Gitarrenbegleitung versehen, die barocken mit Generalbassbezifferung.
Eine Stimme für das Melodieins­trument liegt bei: blätterfreundlich gestaltet, erfreulich groß gedruckt. Die Gesamtpartitur ist an einigen Stellen weniger blätterfreundlich, auch wird man unter anderem durch Mollenhauer-Werbung und persönliche Texte („Wie ich Blockflötistin wurde“) der Autorin überrascht. Ob man das nun wirklich wissen will, bleibt Geschmackssache; doch immerhin handelt es sich nur um wenige Seiten.
Zu guter Letzt gibt es auf der Website des Verlags Bonusmaterial herunterzuladen: Videos, auf denen Jeffery sich zu jedem Stück äußert und Tipps gibt, außerdem Audiofiles mit eingespielter Begleitung zum Üben – oder gar Aufführen. Kurz: ein schöner Band, mit dem wohl jeder Blockflötist und jede Blockflötistin über kurz oder lang etwas wird anfangen können – und ein hübscher Überblick über 700 Jahre Repertoire.
Andrea Braun