Völker, Toni
My Piano Book
Neue Musik für junge Pianisten, Vol. 1
Das Werkverzeichnis von Toni Völker, Professor für Tonsatz und Komposition an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, umfasst Kammermusik, Chor- und Orchesterwerke sowie Oratorien und Bühnenmusik. Er komponierte Auftragswerke für das Badische Staatstheater Karlsruhe, für die Bayerische Kammeroper und das Ensemble United Berlin. My Piano Book ist das erste Heft einer auf insgesamt fünf Hefte angelegten Reihe für den Klavier-Anfangsunterricht und will „spielerisch und altersgerecht an die Neue Musik des 20. und 21. Jahrhunderts“ heranführen.
Acht kurze Stücke mit charakteristischen Titeln finden wir auf den insgesamt neun Notenseiten im ersten Heft. Es begegnen uns modale Tonarten: „Die Eisblumen“, aus abwärtsgehenden melodischen Sequenzen gestaltet, und das „Echolied“ sind in aeolischer Tonart, das apart klingende „kleine Märchen“ in Lokrisch. Die polyfone Zweistimmigkeit lässt an Bartóks Mikrokosmos Band II oder III denken.
„Der verwunschene Pfannkuchen“ enthält Dreiton-Cluster aus Sekunden und eine abwärts geführte Ganztonleiter. Diese bildet auch die Klanggrundlage im „Elefantentanz“, in welchem der Komponist auch Hinweise zur heiteren Programmatik gibt, z. B. „der Elefant tanzt wie eine Ballerina“ oder „nach diesem großen Tanzerlebnis wird der Elefant müde und muss sich etwas ausruhen“. Die großen Sekunden sind Klang- und Sinnbild für „Die wandernde Nase“ und im freitonal gestalteten letzten Stück „Ein Lied im Mondschein“ können wir etwas von der Klanglichkeit der Zwölftonspiele eines Hanns Jelinek durchhören. Die verspielt vorzutragende kleine Komposition „Piepmatz“ enthält viele Kuckucksterzen, die sich harmonisch frei bewegen.
Die meisten Stücke beziehen das Spiel auf schwarzen Tasten mit ein, was sicher eine Bereicherung für den Anfangsunterricht darstellt. Zudem liegen alle acht Charakterstücke gut in der Hand und verlangen keine größeren Griffspannen oder für Kinderhände anstrengende Akkorde. Die schlichte, meist zweistimmige Linienführung des Klaviersatzes ist gut für junge Spielerinnen und Spieler nachzuvollziehen. Fingersätze fehlen leider ganz. Dies ist ein Manko, denn schon im ersten Stück bewegen sich die Hände weit außerhalb des Fünftonbereichs. Die Ausgabe würde im Hinblick auf eine praktische Anwendung im Unterricht durch instruktive Fingersätze sehr gewinnen.
Auch auf das Pedalspiel verzichtet Toni Völker in diesem ersten Heft. Für die Folgehefte wäre die Einbeziehung der Pedale und weiterer, für die zeitgenössische Musik charakteristischer Spiel- und Klangtechniken wünschenswert.
Christoph J. Keller