Henze-Döring, Sabine / Sieghart Döring

Oper

Die 101 wichtigsten Fragen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: C. H. Beck, München 2017
erschienen in: üben & musizieren 4/2017 , Seite 47

Fast alles, was man über die Oper, ihre Entstehungsgeschichte, das Repertoire und seine Entwicklung, Produktionsbedingungen auf und hinter der Bühne, den Wandel des Publikums oder die immer weiter fortschreitenden Aufzeichnungsmöglichkeiten der Oper wissen möchte, findet in dem schmalen Band der beiden renommierten MusikwissenschaftlerInnen Sabine Henze-Döring und Sieghart Döhring eine knappe, aber zumeist überzeugende Antwort. Die Begeisterung der beiden für die „unmögliche“ Gattung ist stets spürbar, ebenso ihre große Fachkenntnis. Auch Kritik oder Skepsis – Stichwort „Regietheater“ – prägen die Antworten auf die 101 Fragen, die von den AutorInnen gestellt und beantwortet werden.
Von „Wann, wo und warum wurde die Oper erfunden?“ bis „Hat die Oper Zukunft?“ reicht das weite Spektrum, das vom Autorenpaar sachkundig und mit viel historischem Hintergrundwissen besprochen wird. Verständlich, aber nicht anspruchslos geschrieben, entsteht hier so etwas wie eine kleine Geschichte der Gattung und ihrer Aufführungsvoraussetzungen. Daneben wird auch der Rezipient der Oper nicht aus den Augen verloren: Der stete Wandel, dem das Pub­likum, dessen Vorlieben und Abneigungen, aber auch das Niveau von dessen musikalischem Sachverstand unterliegt, hat sich letztlich auch immer auf die Gattung selbst ausgewirkt. Die Formen der Oper sind ebenso Thema: „Stoffe des Musiktheaters“, „Sängerinnen und Sänger“, „Bühne und Spektakel“ oder „Oper und Medien“ lauten weitere Kapitelüberschriften.
Dass Sabine Henze-Döring und Sieghart Döring eine Lanze für die Oper und ihre Überlebens­fähigkeit brechen wollen, wird schnell deutlich, ebenso ihre langjährige Verbundenheit mit der Thematik, der sie schon eine Reihe von Forschungsbeiträgen gewidmet haben. Die Kritik, die Oper sei zu teuer und nur für eine versnobte Minderheit bestimmt, entkräften sie ebenso souverän, wie sie den Trend zur Musealisierung der Oper abstreiten. Noch nie gab es ein so breites Repertoire an gespielten Opern weltweit, ist ihre Antwort auf den Vorwurf, es würde nur ein immer enger werdender Kanon an Erfolgsopern aufgeführt.
Nicht nur die historischen Bedingungen der Oper und ihre Wandlungen werden mit diesen „101 wichtigsten Fragen“ thematisiert, ebenso ist es den AutorInnen wichtig, das Operntheater mit all seinen praktischen Anforderungen zumindest in Ansätzen zu erläutern. Dabei wird auf die finanziellen Voraussetzungen des einst von Fürsten getragenen, heute weitgehend vom Staat oder den Kommunen finanzierten Opernsystems ebenso eingegangen wie auf das Opern­pub­likum und den Veränderungen seines Verhaltens.
Kleinere Kritikpunkte wie das allzu unproblematisch gesehene Phänomen des Sponsorings vermindern den insgesamt positiven Eindruck des kompakten Bandes nicht.
Walter Schneckenburger