Dartsch, Michael

Pädagogik in der Praxis?

Gedanken zur Terminologie in der Elementaren Musikpädagogik

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 1/2010 , Seite 48

Der Begriff „Elementare Musikpäda­gogik“ hat sich in der musikpädagogischen Welt im Lauf der vergangenen Jahre immer mehr etabliert. An Hochschulen und Musikschulen sowie in der Fachdiskussion über frühe musikalische Bildung sind der Begriff und seine Abkürzung EMP präsent und die jeweiligen Akteure wissen etwas damit zu verbinden. Fachvertreterinnen und -vertreter sollten also Grund zur Freude haben. Dennoch beschleicht viele von ihnen zunehmend ein Unbehagen bezüglich der Verwendung des Begriffs. Abgesehen da­von, dass „nicht überall, wo EMP draufsteht, auch EMP drin ist“, wird der Be­griff allzu oft auch dort gebraucht, wo es sprachlich fragwürdig erscheinen mag.

Wörterbücher und Lexika weisen die Päda­gogik als „Wissenschaft von der Erziehung“ aus, gegebenenfalls noch als „Erziehungslehre“ oder „Erziehungskunst“. Zwar ist die Pädagogik in dem Sinne eine Praxis-Wissenschaft, dass sie über eine Praxis nachdenkt. Nichtsdestoweniger bleibt sie selbst ein theoretisch-wissenschaftliches Unterfangen. Dementsprechend verstehen Fachvertreterinnen und Fachvertreter der Elementaren Musikpädagogik dieselbe als Disziplin, in der eine Praxis reflektiert wird. Wenn nun von „EMP in der Kita“ oder der „Nahtstelle EMP/ Instrumentalunterricht“ die Rede ist, wenn sich an Musikschulen ein „Fachbereich EMP“ findet, so läuft dies dem dargestellten Begriffsverständnis offensichtlich zuwider: Wird denn in der Kindertageseinrichtung oder der Musikschule die Wissenschaft selber etab­liert? Es erscheint evident, dass vielmehr in allen diesen Fällen die der Elementaren Musikpädagogik zugrunde liegende Praxis gemeint ist. Bisher aber gibt es keinerlei Konsens, wie diese zu bezeichnen wäre. Womit beschäftigt sich das Kind in der Musikalischen Früherziehung, was unterrichtet die Lehrperson? Sicher nicht die Elementare Musikpädagogik im dargestellten Sinne! Das Bedürfnis nach einer verbindlichen Begriffsklärung wird mithin immer wieder laut.
Der vorliegende Text versteht sich als Diskussionsbeitrag, der zu einer solchen Klärung verhelfen möchte. Er beansprucht dabei ­natürlich keineswegs Verbindlichkeit, will aber auch keine persönliche Präferenzbekundung sein. Vielmehr soll versucht werden, drei verschiedene Lösungen mit ihren Vorteilen und Nachteilen darzustellen. Sie sollen hier ein wenig vereinfachend mit den Bezeichnungen „logische Lösung“, „pragmatische Lösung“ und „Kompromiss-Lösung“ versehen und im Folgenden der Reihe nach vorgestellt werden.

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