Schmitt, Frauke

Perfekte Zusammenarbeit von Profis und Laien

"Perfect Town" thematisiert den Perfektionswahn in einer perfekten Aufführung in Planegg-Krailling

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 6/2015 , Seite 42

Schrecklich, diese SchülerInnen, die nicht üben. Warum sind Kinder heute nicht mehr begeisterungsfähig? Keiner ist mehr bereit, Einsatz zu zeigen! – Das Gegenteil bewies ein besonderes Projekt in Planegg bei München: Der Kulturverein Musica Sacra Planegg-Krailling e. V. initiierte ein Musical, das den jugendlichen Mitgliedern des örtlichen Gospelchors von Dominik Wagner (Idee, Entwicklung, Regie, Text), Jörn-Felix Alt (Idee, Entwicklung, Regie, Choreografie) und Florian Wagner (Musik, musikalische Leitung) auf den Leib geschrieben wurde.
Aus einem Brainstorming mit den Jugend­lichen entstand ein Science-Fiction-Märchen mit dem Namen Perfect Town und brandaktueller Thematik: der auf die Kinder projizierte Perfek­tionswahn unserer Gesellschaft, der kuriose, oft gefährliche Blüten treibt. Die DarstellerInnen im Alter zwischen 13 und 25 Jahren trainierten ein Jahr lang in wöchent­lichen Proben und fünf großen Workshops bis ins Detail die tänzerischen, sängerischen und szenischen Elemente unter Anleitung eines professionellen Teams. Von der Bühnentechnik träumt so manches professionelle Kleinkunsthaus. Das Ergebnis: drei ausverkaufte Vorstellungen auf schier atemberaubendem Niveau.
Was aber ist, abgesehen von enorm viel Geld (in diesem Fall getragen von Musica Sacra, den Kommunen und privaten Sponsoren), nötig, um „ganz normale Jugendliche“ zu solchen Leistungen zu bewegen? Da wäre zum einen die extrem hohe Eigenmotivation, potenziert durch den Umstand, dass die DarstellerInnen das Thema mit entwickelt haben und Text, Musik und Choreografie eigens für die Gruppe geschrieben wurde. „Wir konnten auf jede Stimmfarbe eingehen“, sagt Komponist Florian Wagner. Und in der Mischung aus Pop, Rock und Jazz finden die Kinder die Musik, die sie lieben. „Die ungeheure Energie des Stücks lebt vor allem davon, dass alle Mitwirkenden dahinter standen. Diese Energie war ab einem bestimmten Punkt nicht mehr selbstverständlich. Wir haben extrem viel gefordert und die Kinder haben bis zum Schluss mitgemacht.“

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