Lang, Lang

Piano Academy. ­Mastering the Piano

Spielend durch die Welt der Klaviertechnik, Level 1-5

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Faber/Peters, London 2015
erschienen in: üben & musizieren 1/2016 , Seite 54

Ein Weltstar sucht den Kontakt zu jungen KlavierschülerInnen! So könnte der Untertitel dieser fünfbändigen Ausgabe lauten. Gleichzeitig sollte man sich die berechtigte Frage stellen, welcher der mittlerweile doch zahlreichen Starpianisten dies von sich behaupten kann? Hochbegabte Kinder und Jugendliche in Meisterkursen zu fördern, ist für viele selbstverständlich, begegnet man sich hier doch auf einem Niveau, das die vorangegangene intensive Ausbildung zweifellos bedingt. So ist die vorliegende klavierdidaktische Konzeption wohl doch etwas Einmaliges, wenn beispielsweise jeder Band in einer unaufdringlichen, sehr überzeugenden Form mit zahlreichen Fotos von Lang Lang zu bestimmten Spielbewegungen und seinen dazugehörigen Kommentaren eingeleitet wird.
Zentrale spieltechnisch-musikalische Entwicklungsschritte werden auf diesem Weg in wesent­lichen Aspekten angedeutet, um in der sich anschließenden Zusammenstellung passender Klavierstücke realisiert zu werden. Da geht es um die Wölbung der Hand in Verbindung mit der Kraft in den Fingerspitzen, die Finger-/ Handstellung beim Staccato, den Tastenkontakt beim Legatospiel, die Lockerheit in den Handgelenken, das Armgewicht, aber auch um situative und dynamische Assoziationen (vgl. Gerhard Mantel), die den musikalischen Ausdruck befördern können. Mit großer Wahrscheinlichkeit erfahren studierte KlavierpädagogInnen hier keine Neuigkeiten oder gar klaviermethodische Geheimnisse, doch kann man sich wohl in vielen Punkten bestätigt und bestärkt fühlen. Daher wenden sich die Hinweise vielmehr an die SchülerInnen, und möglicherweise haben sie auch eine die Forderungen der Lehrkraft unterstützende und vor allem anregende Wirkung.
Die teils vertrauten, teils unbekannten und außergewöhnlichen Stücke sind nach Schwierigkeitsgrad in jeweils acht themenorientierte Lektionen zusammengestellt, die wiederum aus kurzen technischen Übungen, einer Etüde und zwei Spielstücken bestehen. Die Lektionen beschäftigen sich mit musikalisch-spieltechnischen Themen wie Staccato-/(Pedal-)Legato- oder Akkord-Spiel, Kraftübungen für die Hand/Finger, unabhängige Phrasierung der Hände, intuitives Pedalspiel, Begleitfiguren oder mit dem Rubato-Spiel, die teilweise in folgenden Bänden wieder aufgegriffen werden.
Zweifellos handelt es sich nicht um eine Klavierschule für AnfängerInnen, sondern eine interessante, sehr gut sortierte und übersichtlich-systematisch geordnete Materialsammlung, die mit hilfreichen und überzeugenden Hinweisen und aussagekräftigen Fotos von Spielbewegungen den Bedürfnissen von KlavierschülerInnen und wesent­lichen Aspekten des Klavierspiels sehr nahe kommt. Damit jedoch keine Missverständnisse aufkommen, weist Lang Lang im Vorwort ausdrücklich darauf hin, dass, wer gut sein möchte, auch etwas dafür tun muss.
Romald Fischer