Podgornov, Nicolai

Piano Circus

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2016
erschienen in: üben & musizieren 2/2017 , Seite 56

Bereits der Titel deutet darauf hin, dass sich diese Stücke besonders gut für Themenkonzerte eignen dürften. Sie stehen in leichtem bis mittlerem Schwierigkeitsgrad, teilweise auch darüber. Eingängige (Lied-) Formen erleichtern den auditiven Zugang. Dazu tragen auch einfache Begleitmuster in der linken Hand bei, die in unterschiedlichen Takt­arten auftreten und mit abwechslungsreichen Melodien in leichten Achtel-, Viertel- oder triolischen Bewegungen bis hin zu spieltechnisch anspruchsvolleren, teilweise chromatischen und harmonisch vielseitigen Aus­drucksformen kombiniert werden.
Egal in welchem Schwierigkeitsgrad, immer sind die Stücke ausdrucksstark und lassen leicht bildhafte Assoziationen zur Zirkuswelt entstehen. Oft werden Passagen variantenreich transponiert, sodass wie in einem kleinen Zirkus-Ensemble wieder andere klangliche Nuancierungen entstehen, die das Geschehen in der Manege begleiten, untermalen und verstärken.
Hilfreich sind bei einigen Stücken die Pedalhinweise wie beispielsweise in der anmutig und leicht wirkenden „Seiltänzerin“ oder in den forsch und kräftig auftretenden „Trampolinspringern“, die in der Charakteristik eines Ragtimes daher kommen, während die „Lustigen Jongleure“ humoreskenhaft die Zirkusartisten überzeugend darstellen. „Der Harlekin“, „Lustige Jongleure“ und „Zirkuspolka“ halten erhöhte technische und gestalterische Anforderungen bereit. Dies gilt auch für die „Clowns“ sowie die „Zirkuspolka“ mit ihren chromatischen Doppelgriffen im schnellen, übermütigen Tempo. Eine grundsolide Technik ist hier unbedingt erforderlich. Hiermit stellt sich dann auch die Frage, wie wohl ältere, fortgeschrittene SchülerInnen für die Thematik „Zirkus“ zu begeistern sind.
Insgesamt bieten die Charakterstücke alles, was eine Zirkusmusik ausmacht. Sie sind marschartig zu Beginn und führen am Schluss aus der Manege hinaus. Sie sind mal heiter, mal beschwingt, meist eingängig und doch auch geheimnisvoll. Oft wirken sie verspielt und eben auch virtuos. Bei einer flexiblen Tempogestaltung mit den notwendigen Rubati und einer wohl­überlegten Verteilung auf SchülerInnen, die den unterschied­lichen Ansprüchen in musika­lischer und technischer Hinsicht gerecht werden, wird ihr zirzensisches Flair zur Entfaltung kommen und nicht nur junge SchülerInnen in ihren Bann ziehen.
Dabei dürfte die Themenorientierung einen breiten Raum für die Gestaltung eines Schülervorspiels geben. So bieten diese Stücke eine wesentliche Voraussetzung für die Auflockerung der oft noch anzutreffenden strengen Konzertordnung in Schülervorspielen hinsichtlich Dekora­tion, Sitzordnung, Einbeziehung von Bildern, Texten und einer damit verbundenen Moderation.
Romald Fischer