Doepke, Martin
Piano Tales
Wer sich an einem gemütlichen Abend am Klavier oder Flügel entspannen möchte, kann dazu die bei der Universal Edition erschienenen Piano Tales zur Hand nehmen. Die 13 leicht zu spielenden Charakterstücke des im Bereich Popularmusik an der Rheinischen Musikschule in Köln Lehrenden Martin Doepke unterhalten mit viel Wohlklang und angenehm zu hörenden Harmoniefolgen. Dass der Komponist viele Jahre als Keyboarder und Hammondorgelspieler tätig war, hat deutliche Spuren in den der Popularmusik nahestehenden Stücken hinterlassen.
Martin Doepke war zudem erfolgreich als Musicalkomponist aktiv. Drei Klavierstücke sind Arrangements aus seinem Musical Die Schöne und das Biest. Zum einen das vom punktierten Rhythmus des Basses geprägte Stimmungsbild Das alte Schloss, zudem ein schlichter Pas de deux mit reizvollem Tonartwechsel und die mit Tempoänderungen versehene lyrische Popballade Irgendwann.
Im bewegungsintensiven Perpetuum mobile findet man in den Sechzehnteln in lydischer Tonart durch einige Akzente interessante Schwerpunktverschiebungen. Bei Eternities gibt es Ostinatofiguren in der rechten Hand, die mit Quint- und Oktavparallelen der linken Hand unterlegt sind, was dem Ganzen einen Anklang von bekannten Klangmustern der Rockmusik gibt.
Im letzten Charakterstück Don’t know how to say erinnern Grundtonart, Akkordfolge und Satzbild an Yirumas bekanntes River flows in you. Nur ist die linke Hand hier einfacher zu spielen und gemeinsam mit den vielen sich immer wiederholenden Sextintervallen der rechten Hand kann alles im Tempo rubato ausgeführt werden.
Im Vorwort schreibt der Komponist zu den Piano Tales: „Jedes von ihnen erzählt eine kleine Geschichte, das eine romantisch verspielt, das andere eher mystisch melancholisch oder rhythmisch pulsierend.“ Manchem könnte der eingangs erwähnte gemütliche Abend allerdings etwas zu langatmig werden, weil Martin Doepke neben der zunächst ansprechenden Primäridee in jedem Stück anschließend zu wenig musikalisch Substanzielles einfällt. Die Motive und Themen werden in einer etwas stupiden Einförmigkeit ständig wiederholt. Auf kompositorische Weiterführung in Form von Verarbeitung und Variation wartet man zumeist vergeblich. Dieser Makel trübt das Gesamtbild der kleinen Klanggeschichten.
Der Notensatz ist gut lesbar. Für PianistInnen, die nicht explizit nach musikalischem Tiefgang suchen, sind die Stücke eine leichte, angenehm zu spielende Lektüre. Auch SchülerInnen der Mittelstufe können die Piano Tales problemlos einstudieren. Sie bieten zudem Anregungen zum eigenen Improvisieren oder Komponieren und zum musikalischen Verfeinern der vorgegebenen Grundideen. Fingersatzangaben wären für den Klavierunterricht praktisch gewesen.
Christoph J. Keller