Langer, Michael / Ferdinand Neges

Play Guitar Powersteps

Die ideale Fortsetzung für jede Anfängerschule, Band 1 und 2

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dux, Manching 2024
erschienen in: üben & musizieren 5/2024 , Seite 63

Wie geht man nach Beendigung einer Anfängerschule weiter vor? Macht man mit Band 2 weiter oder arbeitet man mit anderen Heften? Michael Langer hat mit seinem bewährten Co-Autor Ferdinand Neges zwei Bände Powersteps veröffentlicht. Die Bände sind laut Cover „die ideale Fortsetzung für jede Anfängerschule“. Jeder Band weist vier Kapitel auf, Band 1: Lagenspiel (I.-XI. Lage), zwei-, drei- und vierstimmige Zerlegungen, Band 2: Tonarten (C- bis E-Dur, a- und e-Moll), Bindungen, Barrégriffe sowie Vorhalte.
Im Kapitel Lagenspiel haben die Autoren für jede Lage eine Doppelseite vorgesehen. Auf der linken Seite werden jeweils bis zu zehn neue Fingerpositionen auf dem Griffbrett eingeführt, die auf der rechten Seite nur durch ein oder zwei Spielstücke geübt werden. Das ist extrem anspruchsvoll. Da Anfängerschulen im Regelfall nur die I. und II. Lage behandeln, müssen zahlreiche hohe Noten erst einmal gelesen werden. Hier fehlen Vorübungen. Die Autoren erschweren das Erlernen des Lagenspiels noch dadurch, dass sie stellenweise Synkopen und Lagenwechsel integrieren. Die vielen Fingersätze sollen Orientierung geben, führen aber zum Spielen nach Zahlen, anstelle die Logik des Griffbretts zu erlernen.
Die Progression von zwei- zu vierstimmigen Zerlegungen ergibt Sinn, aber der Schwierigkeitsgrad der Stücke steigt rasant an. Den Abschluss dieser Kapitel bildet Im Regenwald, eine Eigenkomposition Langers im Stil der Spanischen Romanze mit ausgedehntem Lagenspiel und Lagenwechseln. Wohlgemerkt: Die Zielgruppe sind SchülerInnen, die gerade eine Anfängerschule beendet haben.
Jeweils drei bis vier Stücke pro Tonart, um sich mit Vorzeichen vertraut zu machen, ist eine gute Idee. Die kurzen Vorübungen dazu bestehen z. B. aus zwei unterschiedlichen Arten des Lagenwechsels (ersetzen, gleiten), die einmal kurz geübt, in den Spielstücken aber bis auf wenige Ausnahmen gar nicht verlangt werden. Im a-Moll-Kapitel stehen die Vorübungen im harmonischen und melodischen, die drei Spielstücke aber im reinen Moll, im e-Moll-Kapitel übt der Schüler als Vorübung eine Tonleiter in der I. Lage, um dann das erste Stück in der IX. Lage zu beginnen. In den folgenden Kapiteln werden die neuen Techniken nicht isoliert und behutsam Schritt für Schritt eingeführt, sondern direkt in Spielstücke integriert. Das musikalische Thema Auftakt – Vorhalt – Auflösung wird unnötig verkompliziert, indem mehrfach die Auflösung bei gleichzeitigem Lagenwechsel stattfindet.
Geeignet sind die beiden Bände mit vielen ansprechenden Spielstücken bedingt für schnell lernende und begabte SchülerInnen, Wieder- bzw. QuereinsteigerInnen oder als Ergänzungs­literatur bei Nutzung anderer Schulen. Durchschnittliche GitarrenschülerInnen werden mit den didaktisch wenig durchdachten Powersteps als Fortsetzung einer Anfängerschule überfordert sein.
Jörg Jewanski