Tekale, Florian
Pop Piano School
für Einsteiger, mit CD
Florian Tekales neue Klavierschule wird vom Verlag wie folgt angekündigt: „Dieses kompakte Lehrbuch ermöglicht angehenden Pianistinnen und Pianisten einen zeitgemäßen Start ohne ,klassische‘ Umwege […] Vor allem Jugendliche und Erwachsene haben mit Pop Piano School endlich das Buch gefunden, um Klavier spielen zu lernen.“ Doch kann der Inhalt solch einer Ankündigung wirklich gerecht werden? Florian Tekale, Klavierpädagoge, Komponist und Arrangeur, bezeichnet sein Werk im Vorwort zudem als „die erste Klavierschule für Popularmusik“. Dabei ist beispielsweise 2017 mit Smart Piano von Wolfgang Wierzyk bereits ein entsprechendes hochwertiges Kompendium bei Schott erschienen.
Der Blick in die knapp 120 Seiten zeigt dann aber schnell, dass es sich um eine gründlich gearbeitete, gut aufgebaute, mit präzisen Formulierungen versehene Klavierschule handelt. Man merkt, dass Pianist Florian Tekale seine jahrelange Unterrichtserfahrung in dieses Lernkompendium für Klavieranfänger sehr nutzbringend einbringen konnte.
Neben zahlreichen leicht zu spielenden Charakterstücken, welche die einzelnen Lernschritte trainieren, gibt es viele Erklärungen, vor allem zu gängigen Akkordmustern, wie wir sie aus der Popmusik kennen. Am Ende werden sechs exemplarische Akkordfolgen vorgestellt mit Hinweisen, wo diese in bekannten Titeln anzutreffen sind. Verschiedene Akkordbrechungen und Patterns werden auch im Hinblick auf eine selbstständige Songbegleitung trainiert. Powerchords, sowie Sus4- und Sus2- Akkorde, welche eine besondere Stellung in der Popmusik einnehmen, werden eingehend erläutert und geübt, ebenso ostinate und repetierende Spielfiguren.
Das Pedal wird früh eingeführt, dann allerdings in einigen Stücken zu undifferenziert eingesetzt, sodass das melodische Spiel dadurch verschwimmt. Häufigere Pedalwechsel würden hier ein genaueres Legatospiel ermöglichen.
Mit Scarborough Fair und Morning has broken gibt es zwei hübsche Arrangements von Klassikern der Popularmusik. Im Letzteren ist allerdings im zweiten Takt der Melodie ein merkwürdiger verminderter Akkord in der Begleitstimme, wo eigentlich ein d-Moll hingehören würde. In Piano Love, wo Oktaven in der linken Hand geübt werden, ist im zweiten Takt versehentlich eine Septime dazwischen geraten.
Um noch einmal auf den Klappentext von Alfred Music zurückzukommen: „Wenn der Piano-Sound in Richtung Ludovico Einaudi, Yann Tiersen oder Alicia Keys gehen soll, dann ist Pop Piano School genau richtig.“ Damit ist die potenzielle Klientel für diese Klavierschule treffend angesprochen. Dass die „Klassik“ allerdings als „Umweg“ bezeichnet wird, ist ein Lapsus, den sich ein seriöser Verlag nicht leisten sollte. Eine solche Art von Ausgrenzung hat das vorliegende Unterrichtswerk gar nicht nötig.
Christoph J. Keller