Keller, Christoph J.
Präludium, Inventio und Choral
für Klavier
Der 1959 geborene Christoph Keller hat in Saarbrücken an der Universität Theologie und Musikwissenschaft studiert sowie an der Musikhochschule die Fächer Schulmusik, Musikerziehung und Klavier absolviert. Er unterrichtet an der Musikschule der Stadt Oldenburg ein breit gefächertes Feld von Klavier- und Kammermusik bis zur Musiktheorie und tritt auch als Pianist auf.
Seine bisherigen Kompositionen entstanden zumeist für Soloinstrumente bzw. für Kammermusikbesetzungen in verschiedenen Verlagen. Das hier vorliegende Werk aus dem Jahr 1993 hat, wie der Autor schreibt, durch das Wort „Inventio“ die Namensgebung des Inventio-Musikverlags beeinflusst; dessen Verleger Michael Klinkebiel war der Pianist der Uraufführung im Jahr 1994.
Die Komposition umfasst drei Sätze mit insgesamt sechs Druckseiten: Auf das kurze, durchsichtige, zum großen Teil einstimmige Präludium mit der Bezeichnung „Lento misterioso“, dessen Dynamik sich im Wesentlichen zwischen pp und mf abspielt, folgt der zentrale Satz Inventio, ein geschickt fugenhaft kontrapunktisch durchwirktes „Moderato ma energico“. Dies bewegt sich überwiegend in dominierender Zweistimmigkeit – bei differenzierter Dynamik – um die Grundlautstärke Forte. Dessen Mittelteil enthält einen Abschnitt mit changierenden, virtuosen Passagen, die durch Pedalspiel, teils una corda, teils tre corde, neue Klangfarben entwickeln. Die beiden ersten Sätze führen hin zum Choral, dem „Andante maestoso“ betitelten dritten Satz, der auf dem Osterchoral Christ ist erstanden basiert. Figuren, die vorher angedeutet wurden, kehren wieder und weisen hin auf Verbindungen zwischen den Stücken. Die sehr differenzierte Dynamik geht in einem Takt sogar bis zum ff, unter Einsatz von Oktav- und Septimenketten.
Der Komponist hat sein Opus sehr genau und sinnvoll notiert, dazu gut realisierbare Fingersätze beigesteuert sowie verbindliche Pedalangaben. Der dreiteilige, frei tonale Zyklus ist anspruchsvoll, aber nicht übermäßig schwierig gehalten und gut zur Einführung in Neue Musik geeignet. Man kann sich vorstellen, dass dieses Klavierwerk aus dem Schaffen von Christoph Keller gerne angenommen wird.
Peter Roggenkamp