Prep Test

für Klavier/für Flöte/für Violine

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Hinrichsen, Leipzig 2010
erschienen in: üben & musizieren 1/2011 , Seite 62

Was für deutsche Instrumentallehrkräfte eher befremdlich wirkt, ist in anderen Ländern ganz normal: Prüfungen und Zeugnisse für die instrumentalen Leistungen, auch schon für die ganz Kleinen. Diese drei kleinen Prep-Test-Hefte (für Klavier, Flöte und Violine) stammen denn auch im Original aus England, wo sie vom Verlag der Royal Schools of Music herausgegeben werden. Sie dienen der Vorbereitung auf eine erste Prüfung, die abgelegt wird, nachdem der Schüler sein Instrument „einige Zeit“ gespielt hat, und richten sich in Vorwort und Zwischentexten direkt an den Schüler. Dieser ist jedoch, um die Übungen durchführen zu können, auf den Lehrer oder die Lehrerin angewiesen.
Geprüft werden bei den Tests für jedes Instrument erst einmal der Klang und die Spieltechnik des Schülers. Dafür sind drei einfache Übungen (je eine Zeile) vorgegeben, die zum Beispiel am Klavier zeigen sollen, ob der Schüler oder die Schülerin einen gleichmäßigen Anschlag hat, auch die schwächeren Finger sicher einsetzt und verschiedene Artikulationsarten beherrscht. Vor jeder Übung ist nochmals kurz erklärt, worauf es darin ankommt.
Anschließend sollen die SchülerInnen erst eines von den in den Heften abgedruckten zwei bis fünf Stücken spielen, dann ein frei gewähltes aus diesem oder einem anderen Notenheft. Danach geht es um Gehörbildung: Der Prüfer muss ein Stück spielen, der Prüfling den Rhythmus mitklatschen; der Prüfer klatscht einen Rhythmus vor, der Schüler denselben nach. Weiter werden jeweils drei Töne vorgespielt, die der Prüfling nachsingen oder
-spielen soll; und schließlich muss zu einem vom Prüfer vorgespielten Stück noch festgestellt werden, ob es laut oder leise, schnell oder langsam war.
Auf einer „lustigen Seite“ stehen dann einige freie Notenzeilen zur Verfügung, auf denen zu Übezwecken Noten, Schlüssel, Pausen und Taktangaben gezeichnet werden sollen (die „Lustigkeit“ dieser Übung dürfte sich wohl nur dem englischen Humor erschließen). Zu guter Letzt gibt es noch ein Wortsuchspiel mit musikalischen Begriffen.
Eigentlich sind solche Prüfungen, die in ähnlicher Form ohnehin bereits von vielen InstrumentallehrerInnen abgehalten werden, eine gute Idee: Das eröffnet auch den Lehrkräften mal einen fremden Blick auf den Zögling, motiviert Letzteren und macht, mittels Urkunde, auch stolz auf das Erreichte. Ob dafür jedoch ein solches Heft notwendig ist, mag dahingestellt sein. Die wenigen Übungsstückchen finden sich so oder ähnlich in jeder Instrumentalschule. Und eine Lehrerin wird wohl nicht unbedingt auf ein Notenbeispiel angewiesen sein, wenn es um eine Klatschübung oder um ein schnelles oder langsames Stück geht.
Was für die Hefte spricht, ist, dass hier alle Anforderungen einer möglichen Prüfung kompakt zusammengestellt sind und diese Art der Vorbereitung etwas quasi Offizielles hat, sodass die Familie zu Hause sehen kann, was der kleine Instrumentalist so zu leisten hat(te).
Andrea Braun