Hilbert, Jörg / Felix Janosa
Ritter Rost ist krank
Musical für Kinder, mit CD
Ritter Rost ist krank? Von wegen, er ist lebendiger denn je, denn mit dem zehnten Band feiern die Geschichten über den Kultritter und seine Freunde ein kleines Jubiläum. Das Geheimnis dieses Erfolgs liegt darin begründet, dass Jörg Hilberts Bilder und Geschichten und Felix Janosas Musik nicht kindertümelnd einfach daherkommen, sondern mit einer Hintergründigkeit und einem Anspielungsreichtum, wodurch die Musicals auch für Erwachsene interessant und unterhaltsam werden.
Nach dem ersten Hören der CD des aktuellen Bands etwa werden nicht wenige Mamas und Papas an den Plattenschrank eilen, um die alten Beatles-Platten hervorzugraben – auch ohne den Hinweis aus der Presseabteilung des Terzio-Verlags gelesen zu haben, wonach im aktuellen Musical „der Fan viele Hinweise auf vier berühmte Musiker aus Liverpool“ findet.
Felix Janosas Hommage an die Beatles ist kompositorisch wieder einmal von allerhöchster Qualität. Und doch will diesmal auch bei den Kindern der Funke nicht recht überspringen. Schon die zurückliegenden neun Bände hatten mal mehr, mal weniger Stärken und Schwächen – wenn auch auf insgesamt hohem Niveau. Der zehnte Band muss leider zu den eher schwächeren gezählt werden – und dies liegt in erster Linie an der Story, die doch des Öfteren recht uninspiriert wirkende Volten schlägt. „Die Geschichte ist nicht so spannend wie sonst“: Kindermund tut Wahrheit kund!
Dass der Ritter Rost genau dann krank wird, wenn er im Haushalt mithelfen soll, bestätigt eigene Erfahrungen geplagter Eltern; doch im „Rostpital“, in das der Ritter nun eingeliefert wird, nimmt die Handlung einen eher verqueren Verlauf: Ritter Rost möchte nun an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen und gerät in die Hände von Dr. Quacksilber, der seine Patienten reihenweise zu willenlosen Eseln umgestaltet. Was als kritischer Seitenhieb auf Heidi Klums Supermodell-Show verstanden werden könnte, zieht sich beim Hören doch recht zäh dahin. Die eigenen Kinder sind auch hier die härtesten Kritiker: „langweilig“, so das Urteil, das bei „Ritter Rost“ in dieser Deutlichkeit bislang noch nicht zu hören war.
Doch Hilbert/Janosa wären nicht das „Ritter-Rost“-Dreamteam, wenn es ihnen nicht gelänge, spätestens mit dem Schlusssong alles wieder rumzureißen. Wie auch schon des Öfteren in den zurückliegenden Bänden handelt es sich beim letzten Lied um eine Zugabe, ein kompositorisch-musikalisches Sahnehäubchen der besonderen Art. Schon allein das elfte Stück mit dem ebenso lakonischen wie treffenden Titel „Nummer Elf“, mit seinem hintergründigen Nonsens-Text und den abschließenden Schunkelqualitäten der Musik lohnt die Anschaffung auch dieses „Ritter-Rost“-Musicals. Wobei sich diese Frage für die eingefleischte Fan-Gemeinde des Ritters, der anlässlich von „RUHR 2010“ zum Botschafter der Kulturhauptstadt Europas ernannt wurde, sowieso nicht stellt: Man muss einfach alle haben!
Rüdiger Behschnitt