Maas, Georg / Constanze Rora / Christopher Wallbaum (Hg.)

Robert Schumann für die Jugend

Beiträge zu Theorie und Praxis des musikpädagogischen Komponistenporträts

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2008
erschienen in: üben & musizieren 3/2009 , Seite 57

Musikerbiografien sind seit jeher ein Bestandteil des Musikunterrichts. Komponistenporträts mit knappen biografischen Angaben können allerdings bei den SchülerInnen nur selten Interesse für den Komponisten und seine Zeit wecken. Am Beispiel Robert Schumann zeigen die AutorInnen des vorliegenden Buchs theoretische und praktische Aspekte von Komponistenporträts auf.
Mit welcher Zielsetzung ein Komponistenporträt zu Robert Schumann heutzutage in den Musikunterricht eingebracht werden könnte, erörtert Christopher Wallbaum. Er problematisiert die interkulturelle Distanz heutiger Jugendlicher zu einem Komponisten der deutschen Romantik recht originell. Unter Bezug auf Jünglingskonzepte des 19. Jahrhunderts geht Constanze Rora ebenfalls der Frage nach, wie die Distanz zwischen den Schülern und der Musik Schumanns überbrückt werden kann.
Hans Joachim Köhler erschließt vier Zugangsweisen, denen er verschiedene Werke der Klaviermusik zuordnet. Die Charakterisierung der Titel erfolgt unabhängig von Schulform und Altersstufe. Die ausführlichen Analysen dreier Werke sind beeindruckend, allerdings dürften die Ansprüche an die SchülerInnen insgesamt zu hoch angesetzt sein. Hans-Jürgen Feurich gibt mit Erläuterungen der musikanalytischen und didaktischen Bedeutung von Robert Schumanns „poetischer“ Musikkritik Anregungen für die schulische Werkanalyse, die eher zur Weiterbildung der Musiklehrer denn als Hilfe für den Unterricht geeignet erscheinen.
Umso motivierender und hilfreicher für die Unterrichtspraxis dürften die Ausführungen von Georg Maas zu Porträts von Clara und Robert Schumann in verschiedenen Filmen sein. Kritisch und praxisorientiert ist der Beitrag von Carl Parma, der sich mit der Problematik des Musiklehrbuchs und der Komponistenporträts sowie speziell mit Schumann-Porträts in gängigen Lehrwerken beschäftigt.
Schade, dass sich die drei ausgewiesenen Praxisbeispiele nur auf außerschulische Möglichkeiten der Musikvermittlung beziehen. Sibylle Nowak beschreibt eindrucksvoll die vielfältigen Wege, mit denen die Musik- und Kunstschule im Leipziger Schumann-Haus Grundschulkindern Leben und Werk von Clara und Robert Schumann nahe bringt. Das musikalisch-künstlerisch ausgerichtete Konzept einer freien Ganztagsgrundschule könnte andere Schulen zur Profilbildung anregen. Die von Thomas Synofzik dargestellten Angebote für Kinder im Zwickauer Robert-Schumann-Haus beeindrucken ebenso wie das Konzept von Ines Mainz zur Vermittlung romantischer Musik in Kinderkonzerten.
Ein bemerkenswertes Buch, das zwar keine konkreten Unterrichtsbeispiele enthält, aber dennoch für MusikpädagogInnen interessant und anregend sein dürfte.
Beate Forsbach