Löffler, Mathias
Rock & Jazz Harmony
Die Klangwelt der Rock- und Jazzmusik verstehen
Das inhaltliche Terrain, das hier jeweils beschrieben, bearbeitet und transparent gemacht wird, mag durchaus vergleichbar, wenn auch nicht deckungsgleich sein. Bezogen auf Anspruch und Aufbau, Umfang und Schwerpunktsetzung indes fallen die beiden vorliegenden Veröffentlichungen denn doch denkbar unterschiedlich aus. Während es sich bei Rock & Jazz Harmony von Mathias Löffler um ein Arbeitsbuch und Nachschlagewerk handelt, also ein eher enzyklopädisch-umfangreicher Ansatz ins Werk gesetzt ist, so folgt Herbert Hellhunds Jazz in seiner komprimierten Darstellung, die einen entschiedenen Fokus auf Improvisation setzt, eher einer phänomenologischen Herangehensweise. Je nach Interessenlage – so viel vorweg – wartet jeweils eine durchweg lohnende Lektüre.
Mathias Löffler legt ein ebenso profundes wie praktikables Kompendium vor: Die Fülle der zusammengestellten Einzelheiten (allein das Inhaltsverzeichnis umfasst 15 Seiten!) ist gewaltig. Ausgehend von elementarsten Grundlagen wird nicht weniger als das gesamte Repertoire akkordisch-harmonischer Sprachmittel im Bereich Jazz, mit einer Öffnung hin zur Rockmusik, durchbuchstabiert.
Zunehmend komplex gerät die zu erläuternde Materie dann ab der zweiten Hälfte von Kapitel 3 „Grundfunktionale Harmonik“ – verschiedenste Dominantfunktionen, Tritonussubstitution, verminderter Septakkord, Klischeefolgen, II-V-I-Verbindungen und anderes mehr – sowie in Kapitel 4 „Modale Harmonik“ und Kapitel 5 „Modal Interchange“. Während Kapitel 6 „Blues“ und Kapitel 7 „Improvisation“ eher knapp ausfallen, bietet Kapitel 8 abschließend beispielhaft ausführliche Analysen von 13 stilistisch unterschiedlichen Songs.
Dies alles, so inhaltsdicht es zuweilen daherkommt, vermittelt Löffler bestechend klar und gerade auch für Einsteiger gut nachvollziehbar, insbesondere auch so manch Spezialität der Nomenklatur betreffend. Hilfreich sind dabei zahlreiche tabellarische Übersichten (zu Skalen, Akkordbezeichnungen und
-verbindungen), „Definitionskästen“, in denen die jeweils wesentlichen Fakten zusammengefasst sind, immer wieder illustrierende Song-Beispiele und konsequent bereitgestellte anwendungsbezogene Aufgaben.
Nicht zuletzt ist es der vom Autor verwendete lockere Tonfall, der motivierend wirkt. Zudem stehen seitens des Verlags in einem Downloadbereich ergänzende Materialien zur Verfügung: vertiefende pdf-Bonus-Kapitel, Lösungsblätter zu den Aufgaben, Hörbeispiele als MP3-Dateien. Lediglich die Wahl des Untertitels kann nicht recht überzeugen. Zeichnen die „Klangwelt“ des Rock und Jazz doch jenseits harmonischer Verhältnisse weitere wesentliche Faktoren aus, die hier aber nicht adäquat thematisiert werden.
Fazit: Didaktisch klug angelegter und am musikpraktischen Tun orientierter Lehrgang für EinsteigerInnen ebenso wie grundsolides Lexikon zur Beantwortung von Fortgeschrittenen-Fragen – eine attraktive Harmonielehre, der viele neugierige NutzerInnen zu wünschen sind.
Gunther Diehl
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