Karas, Sperie

Rock-o-Pation for Today’s Drummer

50 Exercises to master Sight-reading in Rock

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Alfred Music, Köln 2022
erschienen in: üben & musizieren 3/2023 , Seite 61

Er ist eine Trommler-Legende: der 1930 in den USA geborene und schon seit Langem in Deutschland lebende Schlagzeuger Speros „Sperie“ Karas. Seine ersten Impulse erhielt er vom Snare-Drum-König Charles Wilcoxon, nach seinem Studium an der Juilliard-School war er im New York der Bebop-Zeiten im Kontakt mit so ziemlich allen Szenegrößen. Bereits 1957 kam er nach Deutschland zum Tanzorchester des SWR, von 1967 an war er über fast zwanzig Jahre der stilprägende Drummer der Bigband des WDR in Köln.
Parallel zu seiner ausgedehnten künstlerischen Arbeit lehrt er seit den 1970er Jahren bis zum heutigen Tag (!) an der Folkwang-Universität der Künste in Essen und prägte dabei mehrere Generationen von Jazzdrummern. Im Laufe der Jahrzehnte verfasste er eine Reihe einflussreicher Schlagzeugbücher, u. a. Jazz Drumming in Big Band & Combo (2006) oder 50 Syncopated Snare Drum Solos (2014).
Der nun veröffentlichte Band Rock-o-Pation for Today’s Drummer widmet sich dem Blattspiel im Rock-Idiom. Die zweisprachige Ausgabe (deutsch/englisch) ist wie seine bei Alfred Music vorliegenden Publikationen Drumset Groove Control und Bassdrum Groove Control sorgfältig editiert, mit angemessen knappen Textbeigaben und gut lesbarem Notenmaterial. Das Heft beginnt mit einigen grundsätzlichen Übetipps, worauf 46 Leseübungen für die kleine Trommel im 4/4-Takt und (besonders interessant) in ungeraden Metren folgen. Jede einzelne dieser Übungen setzt sich aus mehreren achttaktigen Phrasen zusammen, die mit oder zwischen passenden Groove-Patterns gespielt werden können.
Alle diese Rhythmen sind wunderbar komponiert, jeder einzelne Trommelschlag scheint die gesamte Musik zu atmen. Hier liegt die besondere Bedeutung der Arbeit von Sperie Karas, sein Schlagzeugspiel und seine Kompositionen sind in jedem Moment höchst musikalisch. Dementsprechend wichtig sind die den Übungen vorangestellten Tipps. Mal mahnt er die voranstürmenden DrummerInnen zur Ruhe („Es ist in Ordnung, sehr langsam anzufangen“), mal beschreibt er musikalische Charaktere („Bemühe dich, jede Phrase flüssig zu spielen!“), mal betont er die überragende Bedeutung des Groove, der nur dann entsteht, wenn Timing, Sound und Phrasierung perfekt zusammenspielen. In der Kombination dieser Tipps mit einer für Trommelbücher ausgesprochen sorgfältigen Gestaltung der Akzente und Dynamikangaben beschreibt Karas präzise den Kern seiner rhythmischen Ideen. Einen Schritt weiter geht er mit einer kleinen Sammlung von kurzen Groove-Kompositionen, in denen einige der vorgestellten Leseübungen exemplarisch für das Drumset orchestriert werden.
Hier, im Zusammenspiel von Trommeln, HiHat und Becken, erblüht das, was viele MusikliebhaberInnen an Sperie Karas seit Jahrzehnten schätzen: Er ist nicht nur ein exzellenter Drummer, er ist ein großer Musiker.
Stephan Froleyks