Schweikert, Margarete

Romanze

für Violoncello (Violine/Viola) und Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Furore, Kassel 2015
erschienen in: üben & musizieren 6/2015 , Seite 58

Die Karlsruher Musikerin Margarete Schweikert (1887-1957) ist sicherlich den meisten LeserInnen nicht bekannt. Sie betätigte sich als Kammermusikerin, Pädagogin, Komponistin und Musikkritikerin, wurde aber sowohl durch ihre Ehe und Mutterrolle als auch durch das Arbeitsverbot als Doppelverdienerin während des „Dritten Reichs“ in ihrem musikalischen Schaffen eingeschränkt. So konnte sie kaum Be­achtung über Karlsruhe hinaus erlangen.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es, ihren musika­lischen Nachlass aus einem Luftschutzkeller zu retten. Darunter sind hauptsächlich Lieder, aber auch Kompositionen für Klavier und Orgel sowie Kammermusikwerke für unterschiedliche Besetzungen zu entdecken. Heute befinden sich Schweikerts Kompositionen in der Badischen Landesbibliothek. Es ist der GEDOK Karlsruhe – dem Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e. V., dem ältesten und europaweit größten Netzwerk für Künstlerinnen aller Sparten – zu verdanken, dass ­ihre Werke im Furore-Verlag herausgegeben und so einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.
Margarete Schweikert wurde stark durch Max Reger geprägt. Sie war seine Enkelschülerin  und hat sich durch zahlreiche Aufführungen seiner Werke einen Namen gemacht. In ihren ­eigenen Kompositionen möchte sie stilistisch in seine Fußstapfen treten. Ihre Tonsprache zeigt sich gefühlsintensiv und melancholisch im spätromantischen Stil.
Hinweise auf die Entstehungszeit oder Aufführungen der hier vorliegenden Romanze für Violoncello und Klavier existieren leider nicht. Die Originalpartitur weist schwere Beschädigungen auf. So hat die Herausgeberin Jeannette La-Deur anhand der Cellostimme alle fehlenden Takte ergänzt und im kritischen Bericht kenntlich gemacht. Der Aus­gabe liegen auch Transpositionen für Violine und Viola bei.
Die dreieinhalbminütige Komposition in B-Dur ist als dreiteilige Liedform angelegt und zeichnet sich durch ihre Gesanglichkeit und Expressivität aus. Margarete Schweikert gestaltet ihr Werk sowohl satztechnisch als auch harmonisch gesehen mit einfachen Mitteln, beispielsweise ändern sich die Akkordbrechungen der linken Hand im Klavier im A- und A’-Teil rhythmisch nicht ein einziges Mal. Die Melodiestimme des Cellos wird meist schrittweise geführt und durch den Akkordsatz des Klaviers untermalt. Die Komponistin reizt die dynamische Bandbreite voll aus und erzielt auf diese Weise ihren Ausdruck vorrangig durch Variation der Klangintensität. Im Mittelteil entsteht ein musikalischer Dialog durch Wechselspiel und gegenseitige Imitation der beiden Instrumente.
Schweikerts Romanze ist im mitt­leren Schwierigkeitsgrad einzuordnen und eignet sich als Klangstudie für fortgeschrittene SchülerInnen. Insgesamt hinterlässt das Werk einen recht schlichten Eindruck ohne große kompositorische Rafinesse.
Anna Catharina Nimczik