Tripp, Hartmut
Saxofon-Jogging
Übungen und Pattern für jeden Tag
Hartmut Tripp, Jahrgang 1937, veröffentlicht seit vielen Jahren zahlreiche, zum Teil sehr erfolgreiche Kompositionen für Saxofon. Nun legt er „Übungen und Pattern für jeden Tag“ mit dem euphemistischen Titel Saxofon-Jogging vor: eine schöne Verpackung für eine technikwirksame Plackerei. Klar dürfte aber auch sein: Würde der Titel beispielsweise „Versuch einer Anweisung…“ lauten, kaufte das aus 69 Übungen bestehende Heft wohl niemand.
Doch jeder Instrumentalist weiß: Rasche Tonleiter- und schnelle Skalenübungen, in Sechzehnteln oder triolisch, Intervallfolgen in Dur, Moll und Kirchentonarten, Pentatonikketten oder Ganztonreihen sowie nicht zuletzt Jazz-Standards in unterschiedlichen Rhythmen sind anstrengende Knochenarbeit; sie sind aber die Grundlagen, um eine ausgefeilte Technik zu erwerben.
Hartmut Tripp schreibt im kurzen Vorwort genau in diesem Sinne: „Saxofon-Jogging dient der Festigung technischer Fähig- und Fertigkeiten auf dem Instrument, vergleichbar mit dem täglichen Jogging zur körperlichen Fitness, wird somit zum musikalischen Konditionstraining.“ Es verstehe sich aber, so der Autor weiter, „nicht als ein chronologisch abzuarbeitender Lehrgang, sondern ist individuell nutzbar. Dabei kann es sinnvoll sein, ein eigenes, ganz persönliches, in sich fortschreitendes Programm zusammenzustellen.“ Zum Schluss heißt es aufmunternd: „Saxofon-Jogging trainiert auch weitere Aspekte des Instrumentalspiels, als da sind Tonbildung, Gehörbildung, Intonation, Rhythmik, Formgefühl, Notenlesen und musikalisches Gedächtnis.“
Und wirklich: Bevor die Tonleitern und Skalen beginnen, muss man zunächst die kurzen Spielanweisung lesen. Als Warm-up empfiehlt der Autor, die ersten Übungen zunächst rhythmisch in Silben zu sprechen. Die Tempi lägen im Ermessen des Spielers. Übung 2 folgt als „Eine Seite für immer wieder“, in welcher der Ton im Mittelpunkt steht, der weder wackeln noch kippen sollte. Lange Haltetöne – wichtigste Voraussetzung für ein überzeugendes Spiel – seien das wichtigste. Der Ton solle „in den unterschiedlichen Höhen gleich klingen und keine qualitativen Unterschiede haben“.
Interessant sind jene Übungen, in denen man beispielsweise eine zweitaktige Phrase mit verschiedenen Intervallen zur Aufgabe hat und diese Phrase dann im gleichbleibenden Rhythmus jeweils mit einer anderen, vorgegebenen Anfangsnote mit den entsprechenden Vorzeichen auswendig spielen muss. Von vielen Grundlagen abgesehen sind zahlreiche Übungen ganz auf das Jazz-Spiel zugeschnitten: So gibt es beispielsweise Übungen zu 1-2-3-5-Reihen, Pentatonik-Licks, GHGH-Pattern oder Jazz-Standardphrasen. Des Übens ist mit der „Last Order“ dennoch kein Ende.
Werner Bodendorff