Enzel, Christoph

Saxophon Mantras

15 technische Studien für Saxophon

Rubrik: Noten
Verlag/Label: advance music, Mainz 2017
erschienen in: üben & musizieren 1/2018 , Seite 57

Christoph Enzel ist ein vielseitiger Musiker. Neben seinen Tätigkeiten in verschiedenen Ensemb­les wie dem Saxofonquartett clair-obscur, der Band Hydroglisseur oder dem Saxofonorchester Selmer Saxharmonic, das 2010 mit dem ECHO-Klassik ausgezeichnet wurde, ist er als Solist und Orchestermusiker tätig. Zudem hat er zahlreiche Werke arrangiert und komponiert.
Die Idee zu vorliegendem Werk entstand laut Vorwort bei der Beschäftigung mit Bruno Mantovanis Konzert für Saxofon und Ensemble Troisième Round. Um die auftretenden technischen Schwierigkeiten besser zu bewältigen, schrieb der Autor sich Etüden, die die Verbesserung bestimmter Bewegungsabläufe zum Ziel haben. Grundprinzip der Etüden ist das Lernen durch Wiederholung. Dadurch ähneln sie Mantras, welche durch repetitives Rezitieren ihre meditative Kraft entfalten sollen.
Die 15 Mantras trainieren die Koordination und Fingerfertigkeit in den hohen und tiefen Lagen des Saxofons sowie am Registerwechsel. Der Registerwechsel von der zweiten zur dritten Oktave und das Spielen der Seitenklappen, der Registerwechsel von der ersten zur zweiten Oktave, schnelles Spielen im tiefen Register und die Koordination von kleinem Finger und Ring­finger an beiden Händen werden im Speziellen trainiert.
Da die Etüden den Schwerpunkt auf der Bewältigung technischer Probleme haben, sind sie überwiegend in Achtelketten oder Sechzehntelketten komponiert und verlaufen rhythmisch gleichmäßig. Die Artikulationshinweise des Autors sind als Vorschlag aufzufassen. Wichtig ist meditative Entspanntheit beim Spielen und gleichmäßiges Tempo.
Durch die Art und Weise der Komposition greifen die Etüden das Grundprinzip der Mantras auf. Durch kleine Veränderungen während der Kompositionen, welche auch an Minimal Music erinnern, werden aber auch lernpsychologische Ansätze berücksichtigt. Der Musiker muss trotz meditativer Entspanntheit auf die Etüden fokussiert sein. Sie fordern den Geist zu ständiger Aufmerksamkeit und halten so – wieder ein Prinzip der Mantras – andere Gedanken fern. Der Musiker ist bei sich und dem entsprechenden Mantra.
Jede Komposition wird durch einen Satz eingeleitet, der die Etüde beschreibt, wie beispielsweise: „Mantra für den Wechsel zwischen den Oktavklappen“, „Mantra für Sprünge in die dritte Oktave“, „Left-handed Crazy Raga für Ringfinger, kleinen Finger und Oktavwechsel“, „Mantra für das tiefe H“ oder „Chromatische Akkorde im hohen Register“. Dies hilft bei der Auswahl des benötigten Mantras.
Das Heft wendet sich an fortgeschrittene SaxofonistInnen. Es überzeugt bei aller Technik auch durch die Musikalität der Kompositionen. Christoph Enzel hat mit diesem Werk eine Lücke in der Saxofonliteratur geschlossen. Die Mantras bereiten Freude beim Spielen, helfen SaxofonistInnen in technischer Hinsicht und geben ihnen positive Inhalte für ihre Musik und dadurch ihr Leben.
Ulrich Falk