Dartsch, Michael / Camille Savage-Kroll / Barbara Stiller

Schaukeln, singen, ­Saiten wechseln

Elementare Musikpädagogik umfassend verwirklichen

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 6/2015 , Seite 26

Vor fünf Jahren brachte der Verband deutscher Musikschulen den “Bil­dungs­plan Musik für die Elementar­stufe/Grundstufe” heraus, der das Feld hin zu Eltern-Kind-Gruppen, Kindertages­einrichtungen und Grund­schulen sowie zu Orientierungsange­boten und frühem Instrumental­unter­richt öffnete. In Kürze wird ein umfassendes Lehrwerk vorliegen. Vorab ein paar unterrichtspraktische Beispiele zu den Themen Schaukeln, Urwald und Wassergurgeln.

Elementare Musikpädagogik ist weder an bestimmte institutionelle Vorgaben noch an Alterseinschränkungen gebunden. Die Inhalte bleiben dieselben, sogar dieselben Themen sind zum Teil mit verschiedenen Altersgruppen denkbar. Auch die Ziele sind vergleichbar: Es geht in jedem Fall um die Selbstbildung der Teilnehmenden im Bereich der Musik. Immer wieder ergeben sich Verbindungen zu anderen Bildungsbereichen, sie liegen gewissermaßen in der Natur der Sache.1
Vor diesem Hintergrund hat der Bosse-Verlag ein Team von sechs Hochschullehrenden – Michael Dartsch, Camille Savage-Kroll, Kitty Schmidt, Marianne Steffen-Wittek, Barbara Stiller und Corinna Vogel – beauftragt, ein umfassendes Lehrwerk der EMP für die Grundstufe zu entwickeln, das in Kürze unter dem Namen timpano erscheinen wird. Es wird zahlreiche „Themenkreise“ mit Aktionsvorschlägen rund um bestimmte außermusikalische und musikspezifische Themen enthalten. Umsetzen lassen sich diese Vorschläge in vielerlei Kontexten – von der Musikschule bis zur Projektarbeit, von der Kita bis zur Grundschule. Unter anderem finden sich auch Vorschläge zur Gestaltung eines zweijährigen Eltern-Kind-Kurses, eines mehrjährigen Kurses mit Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren, einer Elementaren Musikpraxis im Kita-Alltag sowie exemplarische Anregungen zum Frühinstrumentalunterricht für Klavier, Gitarre, Blockflöte, Querflöte, Klarinette, Blechblasinstrumente, Violine, Violoncello und Schlagzeug.
Der Konzeptordner wird Grundlagentexte zur EMP und CDs mit Hörbeispielen verschiedener Epochen, Stilbereiche und Regionen enthalten, darunter auch Stücke aus den Bereichen der Neuen Musik und der populären Musik. Materialordner mit dazugehörigen Materialblättern können die Kinder in der Art eines Portfolios begleiten. Ein Familienbuch und Liederhefte machen die Materialien auch für zu Hause verfügbar.

Rasselbande und Urwald

Die Berücksichtigung und Verschränkung der Inhaltsbereiche von Anfang an soll an einem Beispiel aus den Anregungen für Eltern-Kind-Gruppen deutlich werden: Das Lied Rasselbande (NB 1) verbindet das Singen mit der Bewegung (Polonaise) und dem Instrumentalspiel (auf Rasseln).

Der Gegensatz zwischen laut und leise unterstützt die Kategorienbildung im Sinne des musikbezogenen Denkens und regt gleichzeitig das Wahrnehmen und Erleben an. Verbindungen zu anderen Ausdrucksformen ergeben sich, wenn zum Rasseln gekritzelt und zum Kritzeln gerasselt wird.
Bevor ausgewählte Themenkreise für Drei- bis Zehnjährige vorgestellt werden, soll auch noch der Bereich des Frühinstrumentalunterrichts in seiner Verbindung zur EMP an einem Beispiel beleuchtet werden. Mit einem Themenkreis zum Thema „Urwald“ korrespondieren Anregungen unter dem Titel „Mit der Geige im Urwald“. Angeregt durch Hörbeispiele „singender“ Gibbons, in denen nacheinander Glissandi, Ritardando und Accelerando sowie verschiedene Register zu hören sind, können die Kinder diese musikalischen Phänomene auf der Geige improvisierend imitieren.

1 vgl. Michael Dartsch: „Musikalische Bildung in der Elementarstufe/Grundstufe. Grundlegende Aspekte der Elementaren Musikpädagogik“, in: Verband deutscher Musikschulen (Hg.): Bildungsplan Musik für die Elementarstufe/Grundstufe, Bonn 2010, S. 13-25, hier: S. 17.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 6/2015.