Schumann, Robert

Scherzo, Gigue, Romanze und Fughette op. 32 für Klavier

Urtext, hg. von Michael Beiche

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2015
erschienen in: üben & musizieren 1/2016 , Seite 56

Der von Friedrich Wieck als Pianist ausgebildete Robert Schumann begann sein kompositorisches Schaffen mit Klavierwerken. Er schrieb die ersten 23 Opera – darunter viele, die weltberühmt wurden – sogar ausschließlich für sein Instrument. Das als op. 32 vorliegende Heft mit vier Stücken (1838/39) gehört zeitlich noch in den Umkreis der Sonate g-Moll op. 22 (1833-38) und des Faschingsschwank aus Wien op. 26 (1839/40).
Der vorliegende Notentext beruht auf der Neuen Ausgabe sämt­licher Werke von Schumann (Band III/1/5). Herausgeber ist Michael Beiche, der an der Robert-Schumann-Forschungsstelle in Düsseldorf wirkt. Die vier Klavierstücke gehören zu Schumanns weniger bekannten Werken, ohne dass sie von geringerem Wert sind. Sie weisen mit der Gigue sowie der Fughette deutlich auf seine Beschäftigung mit J. S. Bach hin, die schon in seinen frühen Jahren zu konstatieren ist. In Bachs Fugen sah er Charakterstücke höchster Qualität; Bach und Beethoven waren für Schumann die Vorbilder, die er besonders schätzte.
Michael Beiche hat für diese Urtextausgabe überzeugende Formulierungen verfasst, die aus Vorwort, Kritischem Bericht sowie Revisionsbericht bestehen. Diese Arbeiten wurden alle auch ins Englische übertragen. Eine ideale Übersetzerin für das Vorwort hat der Verlag in Margit L. McCorkle gefunden, der großen US-amerikanischen Musikwissen­schaftlerin, die Werkverzeichnisse von Schumann und Brahms erstellt hat.
Beiche hat die Quellen für die vier Stücke genau studiert, abweichende Versionen zitiert bzw. eingearbeitet. Gelegentliche Unklarheiten hat er durch Einfügungen geklärt. Die vier Sätze sind im Wesentlichen durch Tonartenverwandschaft miteinander verbunden. Gemeinsam ist ihnen ein schnelles Tempo. Bei der Romanze z. B. beschreibt Schumann das Grundtempo mit den Worten „Sehr rasch und mit Bravour“; dieser Charakterisierung folgt gegen Schluss der Hinweis „Noch rascher“. Selbst im letzten Stück, der zarten und sehr durchsichtig komponierten Fu­ghette, verlangt der Komponist für drei Achtel das Tempo 84.
Fingersätze hat Schumann nicht vorgelegt. Bei Ausgaben, die der pianistischen Praxis dienen sollen, stellt sich die Frage, ob nicht ein erfahrener Interpret zumindest für junge Spieler Angebote zu einer guten Applikatur vorschlagen sollte. Ebenso sinnvoll wären weitergehende Ratschläge an schwierig zu realisierenden Stellen wie z. B. in den beiden letzten Takten der Fughette: Hier müssen Lösungen für den von Schumann angegebenen Pedaleinsatz ebenso gefunden werden wie für die kleingedruckte Bassnote, deren Bedeutung und Behandlung. Die exzellente Ausgabe von Michael Beiche kann als Grundlage zur Einstudierung sehr empfohlen werden.
Peter Roggenkamp