Respighi, Ottorino

Scherzo in e-Moll

für Streichquartett, hg. von Emy Bernecoli und Elia Andrea Corazza, Partitur und Stimmenfür Streichquartett, hg. von Emy Bernecoli und Elia Andrea Corazza, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2020
erschienen in: üben & musizieren 3/2021 , Seite 61

Ottorino Respighis Name wird zusammen mit denen von Giuseppe Martucci, seinem Lehrer, oder Alfredo Casella gerne angeführt, wenn es um Beispiele von Komponisten geht, die im Italien des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts nicht auf die allenthalben das Musikleben dominierende Oper gesetzt, sondern die Fahne der Ins­trumental- bzw. Orchestermusik hochgehalten haben. Vergessen wird dabei, dass auch Respighi zehn Opern geschrieben hat, die gleichwohl mit dem allergrößten Teil seines gesamten Schaffens von den Spielplänen der Theater verschwunden sind oder es nie auf diese geschafft haben.
So farbig und formenreich, ja teilweise exotisch seine Orchestermusik auch sein mag – außer den bekannten Tondichtungen der sogenannten Römischen Trilogie oder den Antiche danze ed arie muss man schon auf CDs von kleineren Labeln zurückgreifen, um Bekanntschaft mit den übrigen Werken des 1879 in Bologna geborenen Komponisten machen zu können.
Kammermusik als dritte Werkgruppe ist in Ottorino Respighis Schaffen eindeutig unterrepräsentiert. Auch aus diesem Grund scheint es also sinnvoll, selbst bei den Jugendwerken einmal genauer hinzusehen. Ein solches ist das hier erstmalig veröffentlichte Scherzo, das vermutlich während seines Studiums am Konservatorium in Bologna rund um das Jahr 1898 entstanden ist. Das nur knapp 80-taktige und im Partiturbild wie in den Stimmen sehr aufgeräumt wirkende Stück mit seinem Rahmen in e-Moll und einem Mittelteil in C-Dur zeichnet sich durch einen klaren Aufbau und moderaten Schwierigkeitsgrad aus, der lediglich von der ersten Violine einmal kurz in Richtung höherer Lagen durchbrochen wird.
Beide Scherzo-Teile weisen keine Metronomvorgaben auf, sollten aber in einem ähnlich (schnellen) Tempo genommen werden. Die beiden Violinen, die Bratsche und das Violoncello sind gehalten, mit klarer Artikulation und einer weit ausgreifenden Dynamik für Strukturen zu sorgen. Gerade im zweiten Teil, in dem die einzelnen Stimmen über die gesamte Strecke fast schon klavierartige Figuren auszuführen haben, sind ein hochpräzises Zusammenspiel und eine äußerst leichte Tongebung gefordert, um den gewünschten musikalischen Effekt eines leichtfüßigen Vorandrängens zu erzeugen.
Werden die instrumentalen Mittel von den vier Streichern vor allem im ersten, später zu wiederholenden Teil griffig und großzügig dosiert eingesetzt, lässt sich aus Ottorino Respighis Streichquartettsatz eine hübsche, prägnante Zugabe zu einem Quartettabend gestalten.
Daniel Knödler